6
Mai
2006

Oben

Es sind ja manchmal merkwürdige Kleinigkeiten, wegen derer man sich bestimmten Stimmungen und Launen ausgesetzt fühlt. Was mich in den vergangenen Jahren bei meinem Job maßlos gestört hat, war – das Zugfahren.

bahn1

Halt, nein. Grundsätzlich sitze ich inzwischen gerne im Zug. Der alltägliche Gemütsterror auf den Autobahnen und im Münchner Stadtverkehr hatte mich zermürbt, irgendwann konnte ich kleine Physiognomien anhand von Autotypen, Kennzeichen und Gesichtern der Menschen hinter dem Steuer erstellen. Ich konnte die latent vorhandenen Aggressionen nicht mehr ertragen. Ich konnte sie nicht mehr sehen, die Typen, die sich insbesondere im Lenbachviertel über ihren Porsche definierten; mit schlecht blondierten Dummschnurrerinnen um sich rum.

bahn2

Ich konnte auch nicht mehr drüber schmunzeln, wenn irgendwelche halbausgewachsenen Jungs oder frustrierte Familienvatis in der Rennsemmel oder im Kombi versuchten, halbsexuelle Befriedigung daraus zu ziehen, dass sie den BMW vor sich überholten oder zumindest in arge Bedrängnis bringen.

Also, weg mit der Karre. Rein in den Zug und nie wieder das Gefühl haben, Zeit auf vollen Strassen und an den Baustellen am neuen Stadion in Fröttmaning buchstäblich zu verplempern. Stattdessen: Laptop an, iPod aufsetzen, Gadgets anwerfen, Zeit sinnvoll nutzen. Dachte ich.

Die Realität sah bitter anders aus. Überfüllte, verdreckte Waggons, abgestumpfte Leute, verspätete Züge – und jeden dritten Tag irgendeine andere obskure Panne. Irgendwann verbindest du dann dein ganzes Leben mit diesen Zügen. Ich meine, mir war ja klar, dass die Jahre zwischen 99 und 01 ein böser Irrtum, angereichert von fantastischer Blenderei und einer Horde Dummschwätzer, irgendwie nicht das wirkliche Leben waren. Aber so…so musste es ja auch nicht sein.

Soll man der Bahn mal schreiben? Phhh, das landet ganz nach alter Beamtenmentalität in der Rubrik gelesen, gelacht, gelocht. Immerhin wollten die ja mal in Konkurrenz zum Flugzeug treten. Lustiger Gedanke.

flug1

Die Welt jedenfalls sieht von oben anders aus. Man gewinnt eine neue Perspektive, man setzt andere Prioritäten und manche Dinge gewichten sich auf einmal ganz anders. Was unten noch groß ist, wirkt von oben winzig. Alles eine Frage der Perspektive.

Von oben ist sie jedenfalls eine ganz andere.
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