9
Sep
2006

Bayerische Weisheiten (IV)

Es geht runter - und es geht wieder rauf.

Popetown

Es war die Tage mal, als ich auf dem Rückweg von München von unerträglichem Durst gepackt wurde, und weil es auf der Autobahn nun mal nichts anderes gibt, landete ich irgendwann in so einem typischen Trucker-Rasthof. An der Kasse zwei Postkarten: eine mit einem ziemlich knackigen Frauenhintern im Stringtanga. Die andere - der Papst, unser Papst, der, wie man heute lesen durfte, bayerische Papst, weswegen jetzt zwar die Deutschen alle Papst sind, aber wir Bayern noch ein bisschen mehr. Päpstlicher als der Papst sozusagen.

Das Blatt übrigens, das heute die formidable Feststellung traf, wir seien ein Stück weit mehr Papst als der ordinäre Hesse beispielsweise, jenes Blatt berichtete heute auf strammen sieben Sonderseiten über den Herrn Ratzinger aus Marktl am Inn. Man bejubelte seine moralische Autorität, den Halt, den er den Menschen in schwerer Zeit gebe, und sein einzigartiges Charisma. Gleichzeitig sprach man ungeniert von einem Event, desweiteren davon, dass es ein ziemlicher chicer Trend sei, die Deutschland-Fahnen von der WM vom Auto zu nehmen und sie mit Vatikan-Fähnchen zu ersetzen, und man schrieb von den offiziellen Papst-Souvenirs, die übrigens vom Bischof von Regensburg quasi autorisiert sind. Was aber nichts heißen muss, der Bischof von Regensburg hat viele eigentümliche Ideen und liebt den Personenkult. U.a.ließ er bei seinem Amtsantritt die Empore mit seinem Stuhl im Regensburger um 30 cm erhöhen, was die Kleinigkeit von 100 000 Euro kostete, immerhin aber den Effekt hat, dass auch die Besucher in den hinteren Reihen ihren Bischof jetzt etwas besser sehen können; das muss es einem dann schon mal wert sein.

Das Blatt mit dem bayerischen Papst hatte übrigens trotz allem katholischen Gesäusel an diesem Tag nicht das geringste Problem, ein paar Seiten weiter interessante Anzeigen zu veröffentlichen. Wen es beispielsweise gelüstet, sich in einem Darkroom mit ein paar Unbekannten sexuell zu vergnügen, dem kann ebenso geholfen werden wie demjenigen, der auf der Suche nach einer naturgeilen und ganz sicher legal anwesenden 19jährigen Ukrainerin ist. Wen das Gewissen plagt, der kann ja dann schnell am Marienplatz nach Vollzug der Turnübung mit der naturgeilen U. noch ein paar Fähnchen am Marienplatz schwingen.

Der Herr Ratzinger übrigens war schon damals als Kurienkardinal darauf erpicht, dass Homosexuelle weiterhin als Todsünder zu gelten haben (wie ist das eigentlich mit Bisexuellen - eine halbe Todsünde?), dass Frauen nicht Priester werden dürfen und dass die katholische Kirche seit ewigen Zeiten der bigotteste und - mit Verlaub - verlogenste Verein ist, den man sich vorstellen kann. Einer, der seinen Priestern ein Zölibat auferlegt, von ihnen absolute Enthaltsamkeit verlangt und gleichzeitig einen Fonds auflegt für die Mütter der Kinder von katholischen Geistlichen. Inoffiziell, versteht sich. Und bis maximal drei. Wer ein viertes Kind in die Welt setzt (vom Pfarrer), dem hilft vielleicht noch der liebe Gott, aber sicher nicht mehr die Kirche.

Macht aber alles nix. Stattdessen stehen sie mit ihren Fähnchen am Straßenrand, rufen "Benedetto" und preisen seine hohe moralische Bedeutung. Und am Dienstag, wenn er dann wieder fliegt, sammeln die Straßenwärter die gebrauchten Kondome ein, die Souvenir-Agentur reibt sich die Hände; ein paar Philosophen und ähnliches Gschwerl werden Aufsätze darüber schreiben, ob uns eine Renaissance des Katholozismus bevorsteht - und der alte Herr in Rom und all die anderen Jungs, sie werden wirklich glauben, irgendetwas erreicht oder bewirkt zu haben.

Dabei wollten sie doch nur alle ein Event feiern - erst die WM, dann Benedetto.

Geschafft...

...das 400 GB-Multimedia-Wunderwerk ist soweit fertig. Ungelogen...ich hab mir fast die Finger verbrannt, als ich die heiß gelaufene Platte angefasst habe.

Nebenbei i-Tunes neu aufgesetzt daraus eine saubere und ansehnliche Datenbank gemacht, obwohl ich DB-Arbeiten tendenziell langweilig finde. Stolzes Ergebnis: 32230 Titel, umgerechnet ca. 125 Gigabyte, Musik am Stück für umgerechnet ca. 10 Jahre, ohne dass es langweilig wird. Statistisch zumindest. Da werden sich ein paar Leute freuen und die winzig kleine Zwergenplatte von Herrn A. mit ihren 30 Gig lasse ich irgendwann mal in den nächsten Tagen voll laufen, damit der Bub auch mal wiederwas zum hren hat. Und ein paar andere werden sich auch noch freuen.

PS: Huch. Da fehlt noch was. Musik vom gewesenen Ex-Lieblingskollegen, lauter Zeug, dass er sich in den letzten Monaten zugelegt hat und mir mal nach Köln geschickt hat. Netter Titel der beiden DVD´s: Musik für das Exil. Knapp 10 Gig, keine große Sache. Bitte den oben angeführten Angaben einfach hinzurechnen.

Helden (6)

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Urväter des Britpop. Laut, arrogant, unnahbar, von oben herab. Motto: Fuck off, if you can´t stand the heat. And don´t believe the truth. Schlechtestes und dreistestes Beatles-Plagiat, aber die einzigen, die das dürfen, und das nicht nur, weil ihr Drummer zufälligerweise der Sohn von Ringo ist.

Kurz gesagt: geil. Immer wieder.
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