...heute ist, zumindest rein kalendarisch, dein letzter Tag und deshalb ist es an der Zeit, sich von dir formal zu verabschieden. Alles, was ab morgen an schönen Sommertagen kommt, wird naturgemäß dem Herbst zugeschlagen, der, mit Verlaub, ohnehin meine Lieblingsjahreszeit ist. Was mir an dir fehlen wird, das ist die Sonne, ihre enorme Kraft, das strahlende Licht am niederbayerischen Himmel, dieses mediterrane Lebensgefühl. Aber du hast mich ein wenig enttäuscht in diesem Jahr, nicht nur wegen deines Wetters, sondern auch wegen deiner äußeren Umstände. Du hast mich hin- und hergerissen, mir große Hoffnungen gemacht, mich bitter enttäuscht. Und von deinem August reden wir lieber erst gar nicht. Ich habe abends den Kachelofen angeworfen und einen dicken Pulli drübergezogen. Noch mal so ein Sommer, und ich wandere aus.
Ich hab´ wenigstens ein bisschen was über mich gelernt in diesem Sommer. Ich kann nicht irgendwo im Westen oder Norden leben, ich kann mit dieser Gegend nichts anfangen und mit den Menschen dort auch nicht. Ich fahre hin und möchte wieder weg, ohne große Aversionen, aber auch ohne den Wunsch, ein bisschen länger zu bleiben. Und immerhin habe ich jetzt mal ostdeutsche Realitäten gesehen und ich werde, wie es aussieht, noch mehr davon sehen, aber das hat dann der Herbst zu verantworten, werter Sommer.
Siehst so aus, als würden wir uns letztendlich dann doch versöhnlich voneinander trennen. Dieses unglaubliche Blau, ohne von einerWolke verunstaltet zu sein, das da heute nochmal kommt, es passt irgendwie: wolkiger Anfang, katastrophal schlechte Wochen dazwischen - und jetzt schaut das alles dann doch wieder so aus, dass man mehr davon haben möchte.
Herzogspitalstr. 14 - 22. Sep, 08:07