17
Dez
2006

Norden

Kurios genug: bekennender Südländer und Autodidakt landet im Norden, ganz oben. An einer akademischen Einrichtung. Und das auch noch im Frühling, den halben Frühling lang.

Life´s a bitch sometimes.

Nun gut, Unterschrift drunter, wegschicken und zusehen, dass die Nummer nicht ganz so desaströs endet wie mein letzter Ausflug über die Donau-Demarkierung. Für ein paar Wochen wird man sich ja mal zusammenreißen können.

Betonwüste

Einige der atemberaubendsten Straßenzüge, die ich in Deutschland kenne, befinden sich in Passau. Man würde zu gerne Alexander von Humboldt zitieren, der Passau mal zu den sieben schönsten Städten der Welt gezählt hat, aber erstens tut das jeder durchschnittliche Touriführer schon und zweitens klingt das irgendwie nach piefigem Pseudo-Bildungsbürgertum. Einigen wir uns also einfach darauf, dass Passau einige Ecken hat, die an spektakulärer Schönheit nicht zu übertreffen sind.

Nur in der Mitte, am Rand von Dom, Altstadt und Dreiflüsseeck, war Passau in den letzten 50 Jahren ziemlich unschön. Die Nibelungenhalle, in der erst Adolf und seine Schergen und später dann...(nein, das schreibe ich jetzt nicht), und das ganze drumherumliegende Areal, das war einfach nur groß und kotzig und hässlich und irgendwie nicht mit dem halbvenezianischem Flair von Altstadt, Donau, Inn und Ilz in Einklang zu bringen. Naheliegend also, dass man vor einigen Jahren in Passau beschloss, die Mitte neu zu gestalten.

Man hatte ursprünglich Spektakuläres vor: Andre Heller sollte die Neue Mitte Passaus gestalten und seine Entwürfe waren - unfassbar. Große Würfe. Eine in Deutschland vermutlich einmalige Innenstadt. Doch danach kam das Kartell der Mittelmäßigkeit, bestehend aus Werbegemeinschaften, CSU-Hinterbänklerabgeordneten, Bankvorständen und Mittelstandsvereinigungsvorsitzenden und begann zu monieren: zu wenig Parkplätze (!!), zu wenig effiziente Flächennutzung, lauter so ein Kram. Irgendwann hatte Heller die Nase voll, zog seine Zusage zurück und überließ dem Mittelmaßkartell fortan dfas Kommando.

Gestern war ich zum ersten Mal seit drei Jahren wieder in Passau - und ich steckte die vorsorglich eingepackte Kamera sofort wieder ein. Die Nibelungenhalle ist weg, in der Tat, der Rest auch. Stattdessen stehen dort jetzt Passagen, Türme, Busbahnhöfe und das ganze sieht aus, als wenn eine Arbeitsgemeinschaft der Städteplaner, die in den vergangenen Jahren schon Ostdeutschland verbetonwüsteten, im kollektiven Kokainrausch über Passau hergefallen wäre.

Werbegemeinschaften, CSU-Hinterbänklerabgeordneten, Bankvorständen und Mittelstandsvereinigungsvorsitzende haben triumphiert - und in 20 Jahren wird man sich dann gemeinsam fragen, wer eigentlich für diese Bausünden und diese Massenvergewaltigung einer der einstmals schönsten Städte der Welt verantwortlich war.

Ich bin jedenfalls ziemlich schnell wieder gefahren. Der Anblick war unerträglich.
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