Der Unterschied zwischen Stadt und Land
Unser Wochenende verbringen wir jetzt anders. Seitdem man nicht mehr am Samstag mittag allerspätestens irgendwie in einen Laden mit nörgeligen Verkäuferinnen rennen muss, die demonstrativ auf die Uhr starren, um wenigstens das Nötigste für die folgenden eineinhalb Tage zu bekommen, seitdem also hat sich das ganze Wochenende in seinem Verlauf geändert. Schreibt wenigstens die "Süddeutsche" - und fabuliert dann weiter: Früher mal sei der Samstag nachmittag ein irgendwie in Watte gepacktes Lebensgefühl gewesen, mit Autowaschen und Gartenarbeit, dabei laut Autoradio und Bundesliga hören, gedämpftes Tempo, abends noch den Grill anwerfen und dann selig nach drei Bier in den Sonntag entschlafen (der dann restlos verpennt wird). Heute sind die Fußgängerzonen voll, die Leute nutzen den Samstag zum großen Freizeitpark-Event zwischen Bronzedenkmälern und Gittersitzen, den beiden Insignien der durchschnittlichen deutschen Fußgängerzone in der durchschnittlichen deutschen 70.000-Einwohner-Stadt.
Stimmt, denke ich mir an meinem ersten (und einzigen, gottlob) Samstag in Kassel, genau so ist es: Shopping als Event, C&A statt Autowaschen, so funktioniert das jetzt in diesen Betonburgen, die, obwohl sie irgendwas um die 300.000 Einwohner haben, immer noch zappendustere Provinz sind. Aber immerhin, wenigstens eine Stadt. Auf dem Land funktioniert das anders, wie mir der erste (und einzige, gottlob) Samstag nachmittag in der ostwestfälischen Provinz belegt.
Hier bekommt die Hecke am Samstag nachmittag einen grotesken Kurzhaarschnitt verpasst.
Hier verübt Papa am Samstag nachmittag ein Massaker am Rasen.
Hier wäscht Müllers Manni samstags sein Auto.
Müllers Manni wohnt direkt gegenüber und ist seit ungefähr 62 Jahren bekannt als Müllers Manni. Niemand würde ihn jemals anders nennen. Das folgt der ostwestfälischen Namenslogik, wo sie alle diese leicht kuriose Form verpasst bekommen: Meiers Rudi, Hubers Otto, Michels Maria. Kolomazniks Gerd. Die Kanzlerin würde dort Merkels Angela heißen, das "g" in Angela zu einem leichten, kaum wahrnehmbaren "ch" umgeformt. Merkels Anchela. Wenn das Sarkozy wüsste.
Müllers Manni jedenfalls wäscht hier jeden Samstag in kurzer Hose und mit Tennissocken sein Auto. Müllers Manni hat übrigens auch einen Sohn, der aussieht wie geklont, vermutlich auch Manni heißt, und genau so einen chicen Golf fährt wie Manni sen. Manni jun. findet vermutlich, das müsse so sein.
Ab und zu kommen Leute vorbei:
"Tach Manni."
"Tach Hubertus."
"Nächstemal stell ich mein Auto auch dabei."
"Jau."
"Sonst alles klar?"
"Jau."
"Dann machs gut."
"Jau."
Solche Dialoge gibts draußen auf dem Land, wo die Samstag nachmittage immer noch in Watte gebettetes Kleinbürgertum sind. Klar, die Geschäfte schließen ja immer noch mittags um 12. Und Autowaschen ist heilig. Manchmal stelle ich mir vor, wie es irgendwo in OWL einen Autounfall mit vier Beteiligten gibt und Müllers Manni ist es furchtbar unangenehm, dass seins bei der Karambolage das einzige war, das nicht gewaschen war.
(*Der Dialog zwischen Manni und Hubertus ist original. Keine Erfindung.)
Stimmt, denke ich mir an meinem ersten (und einzigen, gottlob) Samstag in Kassel, genau so ist es: Shopping als Event, C&A statt Autowaschen, so funktioniert das jetzt in diesen Betonburgen, die, obwohl sie irgendwas um die 300.000 Einwohner haben, immer noch zappendustere Provinz sind. Aber immerhin, wenigstens eine Stadt. Auf dem Land funktioniert das anders, wie mir der erste (und einzige, gottlob) Samstag nachmittag in der ostwestfälischen Provinz belegt.
Hier bekommt die Hecke am Samstag nachmittag einen grotesken Kurzhaarschnitt verpasst.
Hier verübt Papa am Samstag nachmittag ein Massaker am Rasen.
Hier wäscht Müllers Manni samstags sein Auto.
Müllers Manni wohnt direkt gegenüber und ist seit ungefähr 62 Jahren bekannt als Müllers Manni. Niemand würde ihn jemals anders nennen. Das folgt der ostwestfälischen Namenslogik, wo sie alle diese leicht kuriose Form verpasst bekommen: Meiers Rudi, Hubers Otto, Michels Maria. Kolomazniks Gerd. Die Kanzlerin würde dort Merkels Angela heißen, das "g" in Angela zu einem leichten, kaum wahrnehmbaren "ch" umgeformt. Merkels Anchela. Wenn das Sarkozy wüsste.
Müllers Manni jedenfalls wäscht hier jeden Samstag in kurzer Hose und mit Tennissocken sein Auto. Müllers Manni hat übrigens auch einen Sohn, der aussieht wie geklont, vermutlich auch Manni heißt, und genau so einen chicen Golf fährt wie Manni sen. Manni jun. findet vermutlich, das müsse so sein.
Ab und zu kommen Leute vorbei:
"Tach Manni."
"Tach Hubertus."
"Nächstemal stell ich mein Auto auch dabei."
"Jau."
"Sonst alles klar?"
"Jau."
"Dann machs gut."
"Jau."
Solche Dialoge gibts draußen auf dem Land, wo die Samstag nachmittage immer noch in Watte gebettetes Kleinbürgertum sind. Klar, die Geschäfte schließen ja immer noch mittags um 12. Und Autowaschen ist heilig. Manchmal stelle ich mir vor, wie es irgendwo in OWL einen Autounfall mit vier Beteiligten gibt und Müllers Manni ist es furchtbar unangenehm, dass seins bei der Karambolage das einzige war, das nicht gewaschen war.
(*Der Dialog zwischen Manni und Hubertus ist original. Keine Erfindung.)
Herzogspitalstr. 14 - 26. Aug, 11:12