Zurück in die Stadt

Und wieder zurück nach München-Mitte. Raus aus der trügerischen Idylle bayerischer Tiefprovinz, raus aus der Schläfrigkeit, die spätestens ab Samstag, 12 Uhr, nicht mehr zu übersehen ist. Man kann sich sicher sein, dass hinter den sauberen Fassaden und den DIN-genormten Fenstern immer wieder die Dinge passieren, die bei den Leuten, wenn sie dann bekannt werden, die Reaktion hervorruft, man habe damit ganz sicher nicht gerechnet und dass es so was ausgerechnet bei uns gibt…das hätte man ja nun wirklich nicht gedacht.

Am Bahnsteig am frühen Abend, nichts, niemand, Gleise, die ins Leere führen. Im Zug bis Landshut – niemand. Ein Schaffner geht restlos desinteressiert an mir vorbei, draußen regnet es, aus leeren Feldern werden langsam verschlammte Seenlandschaften. Sogar das Wetter zieht eine scharfe Grenze. Geschlossene Wolkendecken, immer wieder Regen draußen. Je näher München-Mitte rückt, desto stärker scheint die Abendsonne.
Der Zug füllt sich. Mehr und mehr.

Und wenn du dann ankommst, Gleis 26, Hauptbahnhof, treffen sie mit dir ein, all die modernen Nomaden, die in der Provinz keinen vernünftigen Job bekommen und die sich das dauerhafte Leben in München-Mitte nicht leisten wollen oder nicht leisten können. Die jeden Sonntag hierhin fahren, rein in der Speckgürtel, rein nach Boom-City. Vermutlich gibt es keine Region in Deutschland, die derart auf eine Stadt fixiert ist.
Ich kenne dieses Spiel jetzt seit Jahren. Ich weiß, wie es ist, am Flughafen anzukommen und abzufliegen, ich kenne die Münchner Autobahnen aus allen Richtungen. Aber nirgends ist dieses Nach-München-kommen so radikal, so heftig, als wenn du in einem alten Bahnwaggon aus der Provinz in die Boomtown kommst.
Herzogspitalstr. 14 - 26. Mär, 21:33