25
Jun
2006

Bodennebel über Großeneder

Nun mach doch OWL nicht immer so schlecht, mit jeder Zeile, mit jedem Wort, schimpft Herr A. irgendwann nachts um drei. So schlimm sei das alles ja gar nicht und wenigstens hätten die Leute hier den Vorteil, auch einfach mal den Mund halten zu können, wenns nichts zu sagen gibt. Stimmt, denke ich mir, kann man nicht von vielen behaupten im dauergeschwätzigen und notorisch profilierungssüchtigen München-Mitte.

Wollen wir Frieden schließen, OWL und ich? Nach 20 Jahren?

Am Abend davor, bei der unvermeidlichen Familienfeier, heißt es irgendwann mal, der Wirt wolle gerne mit mir reden. Als ich neben ihm stehe, knallt seine Pranke auf meine Schulter und in einem Anflug von Rührseligkeit quäkt er: Ichwerdverrückt, einer aus der alten Truppe. Und dann schwärmt er von unserem Dorf-Fußballteam, das mal so gut war, dass wir zwei Jahre lang kein einziges Spiel verloren und mit dem wir auch den Jungs aus den großen Orten in den etwas gehobeneren Ligen ziemlich Angst machten. Ja, damals, träumt er sich zurück, das war mal ein so ein Jahrgang, wie es ihn in einem Dorf vielleicht alle 30 Jahre mal gibt, wenn überhaupt. Heute spielen sie mit ihren Herren in der alleruntersten Liga, vielleicht ist er deswegen so fixiert auf die alte Truppe, wie er sie nennt. Die so gut war, dass sie alle schlug, und auf die sie stolz waren in ihrem kleinen Dorf. Heute wollen sie alle Geld für spielen und können trotzdem nix, sagt er. Man merkt ihm an, dass er es ernst meint und dass er die Zeiten früher irgendwie schöner fand. Mensch Junge, sagt er noch, watmachstedennbeimFernsehen, dat ist doch scheiße, warum haste denn nich weiter gespielt? Und dann zapft er weiter an seinen Bieren, während sie drinnen singen, irgendwelche Stimmungskracher, die mich vorher rebellisch gemacht hätte und die mich heute merkwürdig unberührt lassen.

Ist schon ok, Leute. Feiert denn mal, wenns euch danach ist.

Morgens um halb 5, Rückweg von Herrn A. Bodennebel über Großeneder, hinter mir schwanken die letzten Besoffenen vom Schützenfest nach Hause.

Frieden, OWL? Ok, Frieden. Nennen wir es mal: Waffenstillstand. Dicke Freunde müssen wir ja nicht mehr werden.
Atti - 25. Jun, 16:30

Machs ruhig schlecht...

...das OWL. Musste mir heute schon eine Dschinderassbummbumm Schützenfest Kapelle anhören. Gott war das ekelhaft. Also machs ruhig weiter schlecht. Und machs gut!

Herzogspitalstr. 14 - 25. Jun, 17:01

Du meinst also, es war eine gute Idee, der Einladung zum Schützenfest nicht zu folgen, obwohl von weiblich, jung, gut aussehend ausgesprochen? Dann bin ich beruhigt.

Obwohl, solche Kapellen kannste dir überall anhören, die sind überall gleich schlecht. Ob in Bayern, Ostfriesland oder OWL. Und mach dir keine Sorgen, irgendwann kriegt OWL wieder eine ins Kreuz. So rührselig kann ich gar nicht sein.
Atti - 25. Jun, 17:21

gut
gattuchio - 25. Jun, 20:15

Wenn Ihr im Zuge Eurer allgemeinen Befriedung kurz Zeit hättet, wäre es nett, wenn mir mal einer von Euch erklären könnte, warum das OST - WEST - falen heißt. Wäre es vor diesem Hintergrund und in Verbindung mit der nicht gerade sprichwörtlichen Gesprächigkeit der Bewohner nicht eigentlich angebracht, die Gegend einfach "Falen" zu nennen? *ganz schnell land gewinnt*

Herzogspitalstr. 14 - 25. Jun, 20:21

Beim ersten Lesen dachte ich, da würde "allgemeine Befriedigung" stehen.

So weit gings dann doch nicht.

Alles andere musst du den Ostweftfalen fragen. Ich bin Bayer, immer gewesen, werde ich immer bleiben.-

Ich war da nur im Exil, in OWL.
Atti - 25. Jun, 21:29

Keine Ahnung. Obwohl gebürtiger Ostwestfale, habe ich den Heimatkundeunterricht in Freiburg / Breisgau durchlitten.

Vermutlich liegts daran, dass es entweder keine Ostfalen mehr gibt oder die sich selbst nicht mehr so nennen. Im Zweifellsfall wurden die nach 45 in der damaligen Tätära alle enteignet und ihrer Identität beraubt. Ja, so muss es gewesen sein. Und um die Erinnerung an die geliebten östlichen Brüder und Schwestern zu erhalten, wurde diese Gegend hier dann im Zuge der Gebietsreform Ost-Westfalen genannt.
gattuchio - 25. Jun, 21:51

Na super. Halten wir fest:

1. Ihr erzählt spannende Geschichten, habt aber keine Ahnung, wie Ihr die Frage wirklich beantworten sollt.

2. Eure Ausreden sind so schlecht, dass sie nur noch durch "war grad Kreide holen" getoppt werden können.

3. Es ist völlig egal, ob man was Anzügliches schreibt oder nicht, im Zweifel versteht einen der Bloginhaber falsch.

Tolle Wurst....
Herzogspitalstr. 14 - 25. Jun, 22:31

ad 1) Spannend? Naja.
ad 2) Keine Ausreden. Einfach Realität. Davon abgesehen fand ich die Erklärung des Herrn A. ziemlich nachvollziehbar. Und außerdem: Was weißt Du von/über OWL und seine mundfaulen Bewohner?
ad 3) Echt jetzt? Kann dir Herr A. sicher nicht bestätigen, diese Interpretation.
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