20
Aug
2006

Damals (1)

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Ich fand es immer ziemlich toll, damals, in der Isar zu schwimmen. Man darf das nicht verwechseln mit jenem gerade im Sommer etwas dünnem Rinnsal innerhalb Münchens, dass man mit etwas Glück und einigen Kiesbänken auch zu Fuß duzrchqueren kann. Nach München schwillt sie wieder ganz schön an, die Wilde, und gelegentlich entwickelt sie einige böse Stromschnellen und Strudel und wenn man da nicht aufpasst - nicht jeder, der damals, in den Zeiten, als es Erlebnisbäder und ähnlichen Kram noch nicht gab, in die Isar reinstieg, ist auch wieder rausgekommen. "Der ist in die Isar gegangen" war damals auch über lange Jahre die charmante Beschreibung dafür, wenn jemand seinem Leben ein Ende setzen wollte. Meistens hat´s geklappt.

Also war das natürlich nix mit alleine zur Isar gehen. Nur unter Aufsicht und da musste dann auch immer die Wasserwacht mit dabei sein. Uncool. Also, Freibad, eines der ersten damals in Niederbayern, das immer noch unter ein paar strukturellen Schwächen litt, wie beispielsweise solchen, dass im Bayerischen Wald die letzten Einöden erst in den 60er Jahren elektrischen Strom bekamen. Daran gemessen war ein Freibad, noch dazu mit solchen Deluxe-Variationen wie einem 5-Meter-Turm, eine unfassbare Sache. Wenn auch nicht so abenteuerlich wie die Isar, die ein paar hundert Meter weiter weg floss.

Irgendwann mal war das so, wie das immer ist. Die Stadt war reich geworden, unsagbar reich, sie konnte sich alles leisten was sie wollte und noch viel mehr. Mit dem Geld kamen allerdings nicht gleichzeitig auch Stil und Geschmack, man kennt das ja: Wenn der Bauer aufs Roß steigt, sagt man in Niederbayern zu solchen Phänomenen. Sie stiegen also auf Roß mit ihren unzähligen Millionen, rissen das alte Freibad ab, machten in den 80ern eines der ersten Erlebnisbäder Deutschlands daraus, planierten die ganze Wiese davor zu und ließen von ihrem alten Stadtbild nicht mehr sehr viel übrig. Heute stehen hier ein paar kolossale Betonklötze, ein ziemlich scheußliches Erlebnisbad direkt neben einem Eisstadion, das wiederum an ein kolossales kleines Fußballstadion anschließt, und damit sie dort auch alle parken können, ist aus der Wiese neben dem Bad inzwischen eine kolossale Betonfläche mit Parkplätzen entstanden.

Nur diese Kirche dahinten, ein paar Jahrhunderte alt, etliche Kriege und auch zwei Weltkriege überstanden, und außerdem aus vielerlei Gründen mein Fixpunkt in der Stadt, die steht immer noch. Und wird auch dann noch stehen, wenn sie im Zuge eine großen Renatuierungsmaßnahme das Ding wieder abreißen und durch die Isar fluten lassen.

(Das Foto fand ich in der Hinterlassenschaft meiner Großeltern; einiges andere auch. Darüber später mehr.)
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