Zurück, wo jetzt alles anders ist
Eigentlich hatte ich nur kurz was zu erledigen in der alten Heimatstadt und deswegen dachte ich, bald wieder zurück sein zu können. Doch dann verlor ich mich dort, traf Gesichter, die ich schon zehn Jahre nicht mehr gesehen hatte, merkte, wie die Zeit vergangen war, wie sich und ich älter geworden waren und uns voneinander entfernt hatten. Was mich aber viel mehr irritierte: Die Stadt ist nicht mehr diesselbe. An manchen Stellen ist sie inzwischen ein Traum, sie entfaltet ihre vollen altbayerischen Reize, ich habe auf den Schlag fünf Häuser gesehen, die sich sofort kaufen wollen würde. Ich habe auch das Haus meiner Großeltern gesehen, doch es ist nicht mehr das, was es war. Es lebt nicht mehr. Sogar die Fassade ist anders. Ich habe konstant zwei Jahre einen Umweg um dieses Haus gemacht, weil ich es nicht mehr sehen wollte. Jetzt sah ich es wieder und ich war ernüchtert. Ein Haus kann eine Seele haben und wenn es diese Seele verliert, dann ist es tot, ebenso wie Menschen. Unfassbar, was man in eine solche Ansammlung von Steinen so alles reininterpretieren kann, obwohl ich zugegeben auch erleichtert bin. Ich kann an diesem Haus vorbeigehen, ohne dass tausend Erinnerungen, Impressionen, Geräusche und Bilderfetzen an mir vorbeiziehen. Das wars. Schade, für ein Leben lang. Für einen kurzen Augenblick stand ich fassungslos davor, danach kapierte ich dann endlich, dass nichts mehr wiederkommen wird. Meine Großeltern nicht, denen ich danach noch einen freundlichen Besuch auf dem Friedhof abstattete, und dieses Haus und diese Zeit von damals auch nicht mehr.
An anderen Stellen wird die Stadt gerade ein Albtraum. Große Glaskästen, wuchtige Nicht-Archtitektur, eine Ansammlung von optischen Grausamkeiten. Ich weiß noch nicht, wie ich sie beurteilen soll, diese Stadt, aber (Achtung, Plagiat) mein Herz ist groß genug, sie immer zu lieben. Bei allen Scheußlichkeiten.
An anderen Stellen wird die Stadt gerade ein Albtraum. Große Glaskästen, wuchtige Nicht-Archtitektur, eine Ansammlung von optischen Grausamkeiten. Ich weiß noch nicht, wie ich sie beurteilen soll, diese Stadt, aber (Achtung, Plagiat) mein Herz ist groß genug, sie immer zu lieben. Bei allen Scheußlichkeiten.
Herzogspitalstr. 14 - 22. Nov, 19:53
Allerdings nicht von Dir.