15
Mrz
2007

Hamburg

Grundgütiger Himmel, ich hatte nicht gedacht, hier quasi zu gar nix mehr zu kommen. Aber ok, lieber so als ewige Ödnis und Langeweile.

Hamburg. Ich hatte immer gedacht, mit dieser Stadt nicht viel anfangen zu können und habe mal wieder dazu gelernt. Ich habe nicht sehr viel gesehen bisher, aber ich liebe es. Merkwürdig, und ich kanns auch nicht so richtig erklären, zumal ich bisher annahm, der Bayer im Norden sei potenziell überlebensunfähig. Geirrt. Ich bin ganz vernarrt in diese hanseatische Coolness, in den spröden Charme der Leute hier. Es ist so völlig anders als dieses aufgeblähte, bräsige und selbstüberschätzende Getue, das ich am Rhein vom ersten Tag an gehasst habe wie die Pest. Dieses dauernde Mundoffenhaben, obwohl es gar nichts zu sagen gibt. Diese gesichtslose Stadt und dieses versozialdemokratisierte Kleinbürgertum, dessen Horizont an ihren monströsen Klinkerhäusern am linken Rheinufer endete. Hier dagegen spürst du, dass es von hier aus in die weite Welt gehen kann, hier merkst du, dass diese Stadt seit Jahrhunderten international ist. Und wenn die Menschen hier zu dir herzlich sind, dann meinen sie es so. Ich glaube, es gibt kein aufrichtigeres Kompliment, als wenn die nordlichternden Hanseaten nett zu dir sind.

"Sie sehen verdammt müde aus..."

Ich hatte gar nicht bemerkt, dass die Dame aus dem Sekretariat vor mir stand, weil ich noch an meinem Pult in Front des Seminarraums saß und meinen Kram zusammenräumte.

"Nein, das täuscht."

Sie lächelt.

"Sie sollten was essen." Sagt sie, lächelt immer noch, schaut ernsthaft besorgt und stellt mir einen Teller selbstgemachter belegter Brötchen hin. Ich hätte sie küssen können. Nicht wegen der Brötchen, ich hatte wirklich keinen Hunger. Es war einfach nur so eine verdammt liebe Geste, und das von einer unterkühlten Hanseatin.

Nach acht bis zehn Stunden an dieser Einrichtung bin ich abends tot. Unfähig, noch mehr zu machen, als leer in einen Fernseher zu starren oder unter dem Kopfhörer zu liegen und mich quer durch die beiden mitgenommenen iPods zu hören. Ich glaube, ich habe die nettesten Studenten erwischt, die ich jemals hatte. Aber auch die anstrengendsten. Am Abend haben sie mir das verbliebene Resthirn ausgesaugt mit ihren unzähligen Fragen und ihrer Diskussionsfreude. Trotzdem misstraue ich der guten Stimmung und dem offensichtlich exorbitant guten Feedback. Immerhin wissen sie, dass hier am Ende unserer gemeinsamen Zeit noch eine Klausur geschrieben wird. Ich unterstelle ihnen keineswegs Berechnung, habe aber irgendwie manchmal Momente, in denen es mir surreal vorkommt, von morgens bis abends mit diesen Studenten zusammenzusein, vor allem mit den weiblichen. Manchmal gehen mir so eigenartige Gedanken durch den Kopf wie "Ich könnte euer Vater sein".

Um auf den Anfang zurückzukommen: Natürlich freue ich mich wieder auf den Süden, freue mich aber auch jetzt schon wieder darauf, hierhin wieder zurückzukommen, übernächste Woche. Und dann, verdammt noch mal, will ich endlich auch mal was fotografieren.

Telefonat des Tages:

Handy (bimmelt): *rrrrrrrrrrriiiing*

Unbekannte Stimme: "Hier ist die Personalberatung X, wir würden gerne mit Ihnen mal....blablablabla.....*

Ich: Können wir ja mal.

Unbekannte Stimme: "Ich wäre morgen in München, ginge es da?"

Ich: Nee, bin morgen noch in Hamburg.

Unbekannte Stimme (offensichtlich entgeistert): Woooo??

Ich: Hamburg, warum?

Unbekannte Stimme: Weil wir in Hamburg sitzen und jetzt extra wegen Ihnen....

Ich: *pruust*
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Zuletzt aktualisiert: 14. Apr, 00:10

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