29
Jul
2007

Damals, heute

Merkwürdige Zufälle sind das manchmal. Gerade, als ich mich innerlich damit zu befassen beginne, dass ich demnächst zwei Wochen am Stück in Kassel verbringe werde, einen Steinwurf weg von damals, von OWL, kommt diese Mail über diese komische Netzwerk, bei dem ich mich frage, was jemanden eigentlich treibt, dort Mitglied zu sein (Ich sollte nicht motzen, ich bin es auch. Ich weiß aber nicht, warum). Jedenfalls lese ich diese Mail, nein, eigentlich sind das ja nur persönliche Nachrichten, und ich muss keine eineinhalb Sekunden überlegen, wer das ist, der mir da schreibt. Ich hatte ihn das letzte Mal vor rund 25 Jahren mal bewusst wahr genommen, wir verbrachten ein, zwei Jahre halbwegs intensiv miteinander.

Wir haben, so wurden wir uns sympathisch, am selben Tag Geburtstag. Er kam irgendwie neu in meine Klasse, ich weiß nicht mehr wie und warum, und er war ein ziemlicher Außenseiter. Das wiederu weckte meine Neugierde und mein damaliger Klassenlehrer, ein ziemlich guter Pädagoge, wusste wohl nur zu gut, warum er ihn neben mich setzte. Erstmal war mir dieses Wesen suspekt. Hochgradig sogar. Arztsohn, arrogant, das, was an damals, die Jüngeren erinnern sich, Popper nannte. Grauenvolle Frisur, grässliche Klamotten, eine Attitüde zum Davonlaufen. Ich vermutete allerdings schon damals schnell, dass es sich um eine windige Fassade handeln könnte und wurde in meiner Erwartung auch nicht enttäuscht.

Allerdings, mich interessierten schon immer die Gegensätze, gerne auch die extremen. Und so wurden wir, naja, Freunde ist vielleicht zuviel gesagt, aber wir verbrachten Zeit miteinander. Und das ist mehr, als die meisten Menschen von sich behaupten können. Jedenfalls fand ich manches an ihm interessant, konnte aber auf Dauer dieses Arztsohn-Getue nur relativ schlecht ertragen. Außerdem musste er dann eine Klasse wiederholen, ich nicht - und das war´s dann weitgehend.

Wenn man mich bis vorgestern gefragt hätte, was ich glauben würde, was aus ihm geworden sei, hätte ich geantwortet: Arzt, Sportwagenfahrer, geht in die Oper des Images wegen, interessiert sich für elitären Sport ab Polo aufwärts, trägt die Klamotten "Popper 40 plus". Und tatsächlich: Der Blick ins Profil bestätigt mir meine Vermutung und sie bestätigt mir meinen schon länger gehegten Gedanken, dass Menschen eben so sind wie sie sind. Bizarr genug: Wir haben also jetzt als 40jährige Kontakt und die Rollen sind immer noch gleich verteilt. Er ist jetzt nicht mehr Arztsohn, sondern selber Arzt (vermutlich sogar ein guter und erfolgreicher). Ich bin nicht mehr Klassensprecher, aber habe trotzdem immer irgendwie den Mund offen und lebe immer noch sehr gut damit und davon, das zu sagen und zu tun, was ich denke, auch wenn das nicht immer zwingend das ist, was andere hören wollen. Wir haben also auf den ersten und zweiten gar nichts gemeinsam und es gibt nichts, was uns verbindet, außer der gemeinsame Geburtstag und die Tatsache, dass wir als Schüler mal zwei Jahre mehr oder minder miteinander verbracht haben. Ich würde mir noch heute eher die Hand abhacken, als mit anderen Porschefahrern in die Oper zu gehen und alles in allem bin ich wie immer der Meinung, dass das Individuum da beginnt, wo die anderen aufhören. Alles ist relativ. Insbesondere ich (Zugegeben, der Satz ist geklaut).

Aber wie es der Zufall so will, ich bin ab 11. August in Kassel und er auch zufällig auch und natürlich werden wir uns wohl sehen, der polospielende Opernfreund und ich. Aber bevor ich das tue, muss ich wohl erst mal mit Herrn A. einen ausgiebigen Abend bei Pils und lauter, guter Musik verbringen, die nichts, aber auch gar nichts mit Oper zu tun haben wird, und über Polo werden wir auch nicht reden, im Gegenteil.
Atti - 30. Jul, 07:59

Der Herr A.

ist auch Arztsohn. Vergiss das mal nicht.

Herzogspitalstr. 14 - 30. Jul, 09:47

Fiel mir heute nacht irgendwann auch mal ein. Aber da wollte ich das nicht mehr ändern. Aber seit dein Pferd tot ist, spielst du nicht mehr so viel Polo.
Atti - 30. Jul, 10:45

Und der Porsche ist auch in der Werkstatt.
Herzogspitalstr. 14 - 30. Jul, 12:02

Was machen die anderen Insignien? Die blondierte Zicke? Die FC Bayern-Dauerkarte? Die Ehrennadel vom Lions-Club? Und warst du auch schön mit dem SUV bei Live Earth?
Atti - 30. Jul, 12:34

Klar. Den Cayenne mal wieder richtig rocken lassen. Alles fürs Klima.
Herzogspitalstr. 14 - 30. Jul, 13:11

Yo. Und dann noch ein paar nostalgische Anwandlungen bei der Live-Earth-Altherren-Riege, von wegen, früher sei alles irgendwie besser gewesen.
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