Zwischen Berlin Alexanderplatz und Plattling Stadtplatz innerhalb von exakt einer Woche, das sind heftige Sprünge zwischen zwei Welten, die nichts miteinander zu tun haben. Die Aufgabe ist zweimal die gleiche, nämlich mit erwählten Menschen über unseren Beruf zu diskutieren, aber sehr krasser kann der Unterschied nicht ausfallen. Im einen Fall sitzen wir mit ein paar hundert Leuten in einer Location, die man im Szenedeutsch cool, angesagt, hip oder was auch immer nennen darf. In Niederbayern reicht ein Nebenzimmer, die Entwicklungen der letzten 10 Jahre sind hier noch nicht so wirklich angekommen. Was mir viel mehr auffällt - oder anders gesagt: früher vielleicht nicht so intensiv aufgefallen ist: Es gibt hier Gegenden, die entweder eine gewisse Perspektivlosigkeit haben oder wahlweise später mal ein Rentnerparadies werden. Vermutlich habe ich gestern abend in der ganzen Stadt niemand unter, sagen wir, 30 gesehen. Und die, die so knapp darüber waren, wirkten irgendwie träge. Wundert mich aktuell gar nicht so sehr, dass alle die, die etwas mehr Pfeffer im Hintern haben, über kurz oder lang in München landen.

Man merkt übrigens, wie sehr man irgendwann mal großstädtisch sozialisiert wird. Irgendwann, ein paar hundert Meter vor meinem Zielort direkt am Stadtplatz, suche ich einen Parkplatz und freue mich, einen gefunden zu haben, von dem aus es vielleicht noch 300 Meter zu Laufen sind. Vor der Haustür, stelle ich kurz darauf fest, wären ungefähr 30 Plätze noch freigewesen. Ich hätte es wissen müssen - wie kommt man auf die absurde Idee, man müsse in Plattling am Stadtplatz abends um acht noch einen freien Parkplatz suchen?

Und außerdem hätte ich die Kamera mitnehmen sollen. Wunderbare Motive zum Thema verschlafene Provinz am Dienstag abend. Schade drum.