...an einem Tag wie diesem? Dass Geld eben doch jeglichen vorhandenen Rest-Charakter verdirbt? Dass Leute im Topmanagement nach ein paar Jahren einfach nicht mehr wissen, die diese Welt tickt und Allmachtsphantasien entwickeln? Oder ist es ganz einfach umgekehrt und man muss schon als ziemlich ausgewachsenes charakterliches Miststück auf die Welt kommen, um es überhaupt so weit zu bringen?

Keine Ahnung. Aber für jemanden wie Zumwinkel, der erst diese Mindestlohnnummer durchdrückt, dann seine Aktien versilbert und anscheinend nebenher ein paar Millionen Steuern hinterzieht, würde ich glatt über eine Aufweichung des Folterverbots nachdenken.

Für dich, Zumwinkel:

Und der Haifisch, der hat Zähne
und die trägt er im Gesicht
und Macheath, der hat ein Messer
doch das Messer sieht man nicht.

Ach, es sind des Haifischs Flossen
rot, wenn dieser Blut vergießt.
Mackie Messer trägt 'nen Handschuh
drauf man keine Untat liest.

An 'nem schönen blauen Sonntag
liegt ein toter Mann am Strand
und ein Mensch geht um die Ecke
den man Mackie Messer nennt.

Und Schmul Meier bleibt verschwunden
und so mancher reiche Mann
und sein Geld hat Mackie Messer
dem man nichts beweisen kann.

Jenny Towler ward gefunden
mit 'nem Messer in der Brust
und am Kai geht Mackie Messer
der von allem nichts gewußt.

Und das große Feuer in Soho
sieben Kinder und ein Greis -
in der Menge Mackie Messer, den
man nicht fragt und der nichts weiss.

Und die minderjährige Witwe
deren Namen jeder weiss
wachte auf und war geschändet -
Mackie, welches war dein Preis?
Wachte auf und war geschändet -
Mackie, welches war dein Preis?

Ich war mal Langschläfer. Jetzt eier ich schon wieder seit zwei Stunden durch den Tag. Herr A. war auch mal Langschläfer und ich vermute, er eiert ebenso lange schon.

Was belegt, dass man sich und seine hartnäckigsten Angewohnheiten leicht verändern kann, wenn man das nur will. Ob das unbedingt immer schön ist, steht auf einem anderen Blatt.

Man muss sich übrigens ab und zu die Birne durchpusten lassen, habe ich in letzter Zeit verstärkt festgestellt. Das geht prima beim Laufen oder vielen anderen Formen von Bewegung, aber ganz besonders atemberaubend gut geht das auf Niederbayerns höchsten Stellen. Klar sind auch die krawalligen Gipsköpfe unterwegs, für die ein Tag auf der Piste insbesondere daraus besteht, sich auf der Hütte zulaufen zu lassen und Lieder zu singen, aus denen hervor geht, dass sie ein Döner sind (man sieht ihnen das übrigens auch an).



Aber nein, natürlich muss man das nicht mitmachen. Man muss auch nicht an der Talstation beim großen ARD-Marienhof-Event mitmachen und der Kameramann der ARD, der auf der Piste etwas zu Fall kam, weil er meinte, unbedingt dort filmen zu müssen, tat mir auch nicht leid. Natürlich habe ich ansonsten hochgradig viel Verständnis für alle Kameramänner dieser Welt, aber wenn ich meine Ruhe haben will, bin ich völlig mitleidslos. Geht´s halt in die Alpen, da sind jede Menge Touris, die so was lustig finden. Niederbayern auf 1600 Meter sind noch schroffer als sonst schon, also wundert euch nicht.

Dafür kann man hier einfach mal schnell zwei Schritte zur Seite gehen und man ist völlig für sich allein, hat fantastische Ausblicke, die klarste Luft, die man sich denken kann und eine himmlische Ruhe. Mach das mal irgendwo in Saalbach-Hinterklemm, wo dir noch aufs Klo irgendwelche Folklore-Österreicher nachlaufen und dich zu irgendeinem Après-Event einladen wollen.

(Allerdings, zugegeben, wie der Ausblick zeigt: Entweder haben wir einen sehr milden Winter oder Klimawandel oder beides. Unterhalb von 1500 Meter ist tatsächlich fast alles grün. Komisches Gefühl, Anfang Februar).

Gerade ein paar Fotos auf den Tisch bekommen. Warum sind eigentlich Ostwestfalen daran zu erkennen, dass sie ziemlich rotgesichtig sind und dieses Rot im Gesicht mit einem passenden Rot auf den Haaren ergänzen?

Und muss man davon ausgehen, dass Schützenfeste quasi die Generalversammlung von rotgesichtigen Rothaarigen sind?

Wir üben weiter fleißig Fotografieren mit dem N95, ohne dass es uns herunterfällt. Das ist nämlich leider das einzige, was unschön ist: Das Ding ist beim Fotografieren blöd zu halten. Weitere Erkenntnis: Ohne Nachbearbeitung geht´s nicht (empfehlenswert für alle, die das interessiert: Adobe Lightroom und Photoshop, neueste Fassung, damit bekommt man einiges noch geglättet).

Mehr dazu hier (demnächst auch mit Geotags, ich bastele gerade noch etwas).

Die passende Geschichte zu den Fotos bei den Kollegen der FAZ.

...about East-Westfalia.


Selten so gelacht. Dank mal wieder an Herrn A.

...mit gravierenden Rechtschreibproblemen sollten übrigens nicht bloggen.

Finde ich.

Macheath:

1
Ihr Herrn, die ihr uns lehrt, wie man brav leben
Und Sünd und Missetat vermeiden kann
Zuerst müßt ihr uns was zu fressen geben
Dann könnt ihr reden: damit fängt es an.

Ihr, die euren Wanst und unsre Bravheit liebt
Das eine wisset ein für allemal:
Wie ihr es immer dreht und wie ihr's immer schiebt
Erst kommt das Fressen, dann kommt die Moral.
Erst muß es möglich sein auch armen Leuten
Vom großen Brotlaib sich ihr Teil zu schneiden.

Jenny:
Denn wovon lebt der Mensch?

Macheath:
Denn wovon lebt der Mensch? Indem er stündlich
Den Menschen peinigt, auszieht, anfällt, abwürgt und frißt.
Nur dadurch lebt der Mensch, daß er so gründlich
Vergessen kann, daß er ein Mensch doch ist.

Chor:
Ihr Herren, bildet euch nur da nichts ein:
Der Mensch lebt nur von Missetat allein!

2
Jenny:
Ihr lehrt uns, wann ein Weib die Röcke heben
Und ihre Augen einwärts drehen kann
Zuerst müßt ihr uns was zu fressen geben
Dann könnt ihr reden: damit fängt es an.

Ihr, die auf unsrer Scham und eurer Lust besteht
Das eine wisset ein für allemal:
Wie ihr es immer dreht und wie ihr's immer schiebt
Erst kommt das Fressen, dann kommt die Moral.
Erst muß es möglich sein auch armen Leuten
Vom großen Brotlaib sich ihr Teil zu schneiden.

Macheath:
Denn wovon lebt der Mensch?

Jenny:
Denn wovon lebt der Mensch? Indem er stündlich
Den Menschen peinigt, auszieht, anfällt, abwürgt und frißt.
Nur dadurch lebt der Mensch, daß er so gründlich
Vergessen kann, daß er ein Mensch doch ist.

Chor:
Ihr Herren, bildet euch nur da nichts ein:
Der Mensch lebt nur von Missetat allein!

(PS: Hab ich seit Tagen im Kopfhörer der übrigens überaus empfehlenswerten aktuellen iPod-Generation. Zum einen, weil es zu den ganzen Turbulenzen der letzten Wochen sehr schön passte, zu überraschenden Werksschließungen, veruntreuten Milliarden und unschönen Bankbilanzen. Zum anderen, weil die Aufnahme von Slut fantastisch ist und die Livegeschichte letztes Jahr in Ingolstadt wirklich unglaublich gut war. Seit gestern abend gibt´s von den Jungs übrigens auch eine neue "reguläre" Studioplatte, englisch und ganz ohne Brecht, aber trotzdem enorm gut.)

...kann man unschwer unternehmen, dass ich Banker und das ganze Gschwerl drumherum nicht mag. Nein, falsch: Ich finde die Sippschaft zum Kotzen. Und dann lese ich gerade noch folgendes: So ein kurioser Immo-Finanzierer namens Hypo Real Estate versenkt mal eben im Zuge der Immobilienkrise rund 400 Millionen. Daraufhin verliert der Schuppen mal eben zwei Milliarden an Unternehmenswert. Und was macht der Vorstand? Tritt zurück, hängt sich auf, kasteit sich selbst? Nö. Kauft Aktien vom eigenen Laden, weil die gerade so schön billig sind. Meine Theorie, dass es genau diese Leute sind, die jede Gesellschaft in Trümmer legen, ist mal wieder bestätigt. Ebenso wie die, dass sich das Rattenpack immer da findet, wo viel Geld zirkuliert.

...wenn einem die Geschichten irgendwie zufliegen. Erst ein völlig ungeplanter und lustiger Besuch bei Herrn Klinsi und jetzt eine wunderbare Geschichte über formidable Sicherheitslöcher bei Kreditinstituten. Erstere war ja nur lustig; bei der zweiten Geschichte würde ich darauf tippen, dass bei einigen in der kommenden Woche der Baum brennt. Kunden- und Kontendaten incl. Saldi per Fax ohne Gegencheck zu verschicken, die dann dummerweise bei unbeteiligten Dritten landen, nun ja, ich würde sagen: So viel Blödheit muss bestraft werden. Wird es auch. Ich hab´ernsthaft überlegt, ob ich einigen der Betroffenen schon mal die Nummer vom nächsten Arbeitsamt zukommen lassen soll.

In meinem Job schaden sadistische Neigungen nicht, stelle ich gerade fest. Die Schweißflecken unter den Bankerhemden heute waren jedenfalls ein schöner Anblick, genauso wie das Gesabber von "bedauerliche Einzelfälle".