25
Mrz
2006

Staatenlos

Wo kann ich bitte meine Staatsbürgerschaft abgeben? Bin leider beim Einbürgerungstest durchgefallen und werde konsequenterweise jetzt vermutlich ausgebügert.

Samstag, 12 Uhr, Flachland

Samstag Mittag, out of München-Mitte. Ein Ort begibt sich in die Wochenend-Ruhe. Während im Millionendorf die Leute von draußen und drinnen nach drinnen streben, um sich durch Kaufhäuser, Fußgängerzone und Schrannenhalle abzuarbeiten und womöglich als echtes Highlight noch eine guided Tour durch den neuen Brülltempel in Fröttmaning machen - gehen hier die Rolladen runter. Punkt 12, genauer gesagt: schon kurz davor. Die Kirchenglocken übertönen alles andere und man müsste sich mal den Spaß erlauben, mit den Menschen hier über eine Liberalisierung des Ladenschlusses zu debattieren.

Die Antwort wäre vermutlich ein kerniges, altbayerisches: Spinnst iatzt ganz?

Letzter Platz auf der Fernbedienung

in München-Mitte trifft man sie überall - überall da, wo es nach schneller TV-Karriere riecht, wo die Porschefahrer sich rumtreiben, wo der Espresso 4 Euro und das Bier 7,5o Euro kostet. Medienrennmäuse, die die Süddeutsche in dieser Geschichte so wunderbar als neues Medienproletariat bezeichnet.

Es ist noch nicht lange her, da habe ich mal so eine kennengelernt. Sie wäre nicht mal unnett gewesen - aber nur, solange es nicht um ihre vermeintliche, demnächst anstehende Wunderlaufbahn ging. Das hat tragische Züge, weil solche Damen unter völliger Verkennung der Lage Dinge tun, die jedem Staubsaugervertreter zu bescheuert wären und dennoch dabei glauben, sie seien gerade auf dem Weg zur echten Karriere. Durch wie viele Betten mittelmäßiger Abteilungsleiter gewandert wird, spielt keine Rolle. Es ist wirklich manchmal so wie in den schlechtesten Parodien aufs Fernsehen.

Und Unterhaltungswert hat sowas nicht mal dann, wenn man es bewusst als Trash konsumieren will.

24
Mrz
2006

Heinzi

Was bin ich froh, keinen dominanten, prominenten und irgendwie windigen Vater zu haben.

Sonst müsste ich mich mit Mitte 40 immer noch Heinzi nennen lassen.

23
Mrz
2006

Arschgeweih

Abgesehen davon, dass meine neue Friseuse alle Insignien des aus irgendeiner oberbayerischen Provinz zugereisten Landeis trägt (Arschgeweih, Nasenpiercing, rote BH-Träger), hat sie es jetzt mal ziemlich knapp beieinander gehabt, als sie mich ernsthaft fragte, ob wir mal ein bisschen strähnen sollten.

Gegen das Grau.

Aber sonst ist das Landei schon ganz ok.

22
Mrz
2006

Im Zug

Wieder mal einer dieser Tage, an dem die ganze Palette öffentlicher Verkehrsmittel genutzt wird. Wegen ungewöhnlicher Terminkonstellationen, take the long way home. Raus aus München-Mitte, in eine Richtung, wo die Haltestellen erst Freising, Moosburg, Landshut heißen. Danach noch mal umsteigen, weil´s um diese Zeit außerhalb der rush-hours keinen durchgehenden Zug gibt. Danach heißen die Haltestellen Gündlkofen und Bruckberg und beim Blick aus den verdreckten Scheiben der Regionalbahn merkst du, wie du nach 40 außerhalb Münchens in eine andere Welt fährst.

Die Transformation der Welten findet allerdings auch hier drin, im Zug, jetzt gerade während des Schreibens statt. Im ersten Zug, der den Münchner Hauptbahnhof verlässt: ein paar Pendler, ein paar Midi-Geschäftsleute, die nach einem Termin in der Kapitale wieder zurück müssen in ihr heimeliges Nürnberg oder Regensburg. Trolleys, Laptops, der eine oder andere i-Pod; die Insignien des Gelegenheitsreisenden, immer noch weit weg von der Blackberrywelt am Terminal 2 des Flughafens.

Danach Umstieg in die Regionalbahn. Der Zug, ein schlecht auffrisiertes 60-Jahre-Modell. Schmutz am Boden, eine Heizung, die entweder eiskalt oder restlos überhitzt und ansonsten kein Zwischending kennt. Die Leute, Pendler zwischen Gündlkofen und Wallersdorf. Offene Bierflaschen am Nachmittag, Aldi-Klamotten, Lidl-MP3-Player statt iPod. Nichts zu sehen von Idylle, stattdessen Provinzreste, die ihr Leben hier irgendwo begonnen haben und die es auch hier beenden werden und die den Lauf der Welt nur aus zweitklassigen Nachrichten ihrer Heimatzeitung mitbekommen.

Der Schaffner hat abgekaute, dreckige, gelb eingefärbte Fingernägel.

Es gibt kausale Zusammenhänge zwischen dem Verkehrsmittel und den Leuten, die es nutzen. So viel ist mir seit heute Nachmittag klar.

STOIBER! GAUWEILER!

Die Plakatgestalter der CSU könnten sich langsam mal was Neues einfallen lassen. Am Hofgarten hängen momentan die Einladungen zu irgendeinem Fürstenrider Frühlingsfest, das selbstverständlich wie in all den Jahren zu Ehren der CSU durchgeführt wird und zu dem wie in Jahr besonders prominente Redner kommen. Und so sieht das dann optisch aus:

STOIBER
GAUWEILER
EISENREICH

Hab leider keine Kamera dabeigehabt, sonst hätte ich jetzt dieses Plakat mal neben eines gestellt, das hier vor ein paar Jahrzehnten schon mal hing.

Nur dass damals von Frühlingsfesten weniger die Rede war.

Dus, war das jetzt wieder zuviel gemotzt??

21
Mrz
2006

Zwischen Zeitungen und Pizzawerbung...

Das morgenliche Öffnen des Postkastens hat inzwischen ritualartige Züge angenommen. Nachdem sich selbstverständlich kein Mensch dafür interessiert, dass unübersehbar ein Aufkleber angebracht ist, der darum bittet, vom Einwurf von Werbung abzusehen, geht das inzwischen in rasantem Tempo: rechte Hand alles was wichtig ist, linke Hand der Müll. Heute allerdings - zuckt die linke Hand instinktiv nochmal zurück, als sie gerade auf dem Weg in den Altpapiercontainer ist. Denn zwischen Pizza- und Thailänderflyern blinkt ein Schriftzug, der sich irgendwann in den 70ern eingebrannt ins Kinderhirn: The Sweet, besser gesagt irgendwelche albernen Fragmente, sind back in Town.

Holy Shit, man lässt dir wirklich keine Illusion. Erst klemmt sich die Quatra als bald 60-jährige nochmal in den Leder-Overall und jetzt macht sich Andy Scott inzwischen extrem übergewichtig und aufgedunsen, zum Affen. Dabei wollte ich sie doch einfach nur mit Glitzeranzügen,Plateauschuhen und Indianerkopfschmuck in Erinnerung behalten.

Nächste Stationen der Tour sind übrigens Rimbach und Hessisch Lichetnau. Wo immer das auch sein mag.

Frühling, im Anmarsch

Was ist das für ein Lebensgefühl: gestern abend bis ultimo geskypt - bei offenem Fenster. Keine Eiszapfenbildung mehr, kein Schneegegriesel, kein Matsch, kein Dreck vor dem Haus. Nur das Laufen im Englischen Garten setzt immer noch Geländegängigkeit voraus.

Es geht voran. Wurde auch Zeit.

20
Mrz
2006

Blades in München

Heute ganz stolz gekauft: neue Inlineskates. Völlig beknacktes Problem: Wo nutzen in München-Mitte, wenn man nicht gerade der 15000-Mann-Meute bei den Bladenights hinterherhecheln will? Heißt dann in der Konsequenz: In die U-Bahn setzen, ein Stück rausfahren, damit man dann wieder nach erfolgter Bladerei wieder reinfahren kann. Egal. So tickt das Leben nun mal in einem Millionendorf.

16
Mrz
2006

Von München-Mitte nach Berlin-Mitte

Irgendwann in den nächsten Wochen werde ich einige Zeit in Köln und Berlin verbringen. Insbesondere auf Berlin bin ich gespannt - weil ich schon länger nicht mehr in der Stadt war und mir nicht sicher bin, ob sich mein ambivalentes Verhältnis zu ihr geändert hat. An manchen Tagen fand ich sie früher großartig; eine Stadt eben, eine Metropole, kein Millionendorf wie München. Und manchmal fand ich sie fürchterlich, mit all ihrem Dreck, ihrer Hektik, den Polenmärkten, der aufgemotzten Mitte und den Billig-Nutten an jeder Straßenecke. Drei Tage München und zwei Tage Berlin in der Woche schien mir damals ein erträgliches Verhältnis zu sein; wie es diesmal wird, keine Ahnung.

Und Köln? Ich komm wohl zu spät, die Eishockey-Zeit ist fast vorbei. Und Fußball wird ja schon seit geraumer Zeit nicht mehr wirklich gut gespielt dort. Aber lustig sollen sie sein, die Rheinländer.

15
Mrz
2006

Landleben

Das Gras, das momentan unter der Schneedecke langsam wieder hervorschaut, ist ziemlich kaputt. Braungrau, und irgendwie einem Rasen ziemlich unähnlich. Ein paar Pflanzen haben zudem den Winzter auch nicht so ganz überstanden. Und zudem liegt ne Menge Holz in der Nähe der Garage rum, dass demnächst dann mal mit der guten Kreissäge in handliche und ofenfertige Stücke zerlegt werden muss.

Landleben außerhalb von München Mitte hat manchmal therapeutische Wirkung.

Die Leute sind nicht so cool wie in München-Mitte, man könnte auch sagen: Sie sind weniger irre. Das Leben läuft ein bisschen langsamer und alles reduziert sich auf wesentlich einfachere Dinge: Weniger auf den neuen Porsche und den neuesten nächtlichen Aufriss, als vielmehr darauf, dass die Hecke geschnitten gehört. Es riecht nicht nach Bleibenzin in der Luft, sondern nach Land. Man sieht keine Pseudo-Twintowers am Stadtrand, sondern die spröde Landschaft aus "Herbstmilch".

Landleben außerhalb von München-Mitte ist manchmal leider auch tödlich.

Die Kombination aus beiden ist wunderbar.
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