17
Mai
2006

Das Lamm auf dem Broadway

Nachdem sogar Pink Floyd wieder miteinander auf der Bühne standen, ohne sich ein Messer in den Rücken zu rammen - muss man sich da über das nächste Comeback noch wundern? Laut SZ werden sich, kein Witz, Genesis in Ursprungsformation nochmal wieder vereinen und gemeinsam "The Lamb Lies Down On Broadway" nochmal auf die Bühne bringen.

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Mit der Distanz einiger Jahre freut man sich dann doch darüber, weil einen die Platte durch die komplette Jugend begleitete und man zwischendrin mal dachte, Gutes müsse in erster Linie ein wenig kompliziert, verquast, pompös und was für verzärtelte Schlaumichel sein. Danach konnte ich die Platte über Jahre hinweg nicht mehr ertragen. Ich wollte es laut und heftig. LAUT!!

Inzwischen habe ich mit dem Lamm meinen Frieden geschlossen. Und als Beschreibung für die Geschichte eignet sich am besten das, was ich in der SZ dazu gelesen habe:

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"Wenig gibt es in der Musik und in den angrenzenden Künsten, was es auf der Platte nicht gibt. Ätherische Chöre, allerhand Atonales, lange Rezitative, Geisterstimmen, knallende Bässe, wildes Getrommel, heulende Tongeneratoren. (...)Beim Wiederhören nach 30 Jahren findet man manches Schönes auf der Platte, die Ballade "Carpet Crawlers" zum Beispiel oder das schräge Gitarrensolo in "The Lamia" (...) Und was sagt der Kunstteufel dazu? Ach, der Kunstteufel ist dick und rund geworden. Ganz missmutig sieht er aus, denn er ist kein Versucher und weiß keine letzten Wahrheiten mehr. Jetzt muss er zuschauen, wie bald die Bühnenversion von "The Lamb Lies Down On Broadway" rekonstruiert werden und durch die Säle ziehen wird, als Historienspektakel, als späte Versöhnung mit einer genialischen Jugend. Man versteht´s und ist nicht böse drum."

Hurz

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Das, was ich brauche nach einem Tag mit vier Flügen an drei Tagen.

Was ich nicht mehr brauche: klassisches Fernsehen.

16
Mai
2006

Wien, revisited

Ich habe es merkwürdigerweise in sechs Jahren München nie geschafft, die Frauenkirche von innen zu sehen. So ist das meistens, wenn man etwas vor der Nase hat. Man meint, man habe ja noch alle Zeit der Welt, das zu tun. Wären ja auch nur ein paar Meter gewesen.

wien_dom

Den Stephansdom in Wien habe ich heute zum dritten oder vierten Mal von innen besichtigt, obwohl ich nicht gerade ein tief religiöser Mensch bin. Aber sakrale Bauten, vor allem in dieser monumentalen Größe, üben eine seltsame Faszination auf mich aus. Wenn ich die fantasielosen, dahingeklatschten Gebäude unserer Tage so anschaue, bewundere ich umso mehr, wie man vor Jahrhunderten solche Dinger hinstellen konnte.

Wien_Statue

Nebenbei, Wien mit seinen verwinkelten Gassen, in denen es alle paar Meter etwas zu sehen gibt, wenn man nur genau hinsieht, hat tatsächlich eine ganz besondere Atmosphäre. Sitzt man, beispielsweise, in Düsseldorf bei einer Latte Macchiato in einem Straßencafe, sind die Leute so angestrengt und anstrengend wie nie, weil sie mal eben so richtig locker sein wollen. Hier sitzen sie Tag und Nacht auf der Straße und niemand findet es albern.

Man hat allerdings ziemlich bizarre Erlebnisse, wenn Sakralbauten unweigerlich auch zu Touristenattraktionen werden. Mitten im Gottesdienst im Stephansdom laufen kurzbehoste Touristen mit Billig-Digitalkameras durch die Gegend und knipsen alles, was ihnen vor die Flinte kommt. Die heilige Mutter Kirche spielt das Spiel gerne mit, mit einem Domshop und audiovisuellen Führern für einen oder zwei Euro und allerlei Tand, der mich unweigerlich an den Mönch Tetzel und seine lustigen Ablasszettel erinnert. Mit auch nur halbwegs, naja nennen wir es mal so, spiritueller Athmosphäre hat das nicht viel zu tun.

Wien_Domshop

wien_phonomat

Wien ist irgendwie komisch, oder, sagen wir, unaufgeräumter als München. Du findest Edel-Boutiquen und halb verfallene Häuser in einem Straßenzug, du findest die Jazz-Bar mit einem zugegeben wunderbaren Pianisten direkt neben dem Nobel-Puff, in dem ältere Herren im Business-Anzug in regelmäßigen Abständen mit beglücktem Gesicht den Ausgang verlassen.

Wien_Rollinger

Direkt neben der israelitischen Kultusgemeinde, was bei uns ganz schnell und zuverlässig den deutschen Gutmenschen auf den Plan rufen würde. Vielleicht gäb´s auch ein paar Mahnwachen, mindestens aber einen geharnischten Leserbrief an die örtliche Zeitung.

Wien_Zettel

Witzigen Sprachgebrauch haben sie hier. „Zetteln“ sollen hier nicht „ausgeworfen“ werden, was so viel bedeutet wie unser kurzknappes „Keine Werbung“. Und hier gibt es Volkswohnanlagen und überhaupt ist alles gedehnter und auf charmanter Art umständlicher als preußisch-rigides Hochdeutsch. So ist das hier, im 1. Bezirk, der trotz allem Tourismus immer noch wienerischer wirkt als jede Ecke Münchens, wo es eine eigene Münchner Identität nur noch selten gibt. Und: München ist weitgehend dialektfrei. Wien nicht.

Morgen Kurzabstecher zurück nach München, dann nach Köln. Heißt konkret: Ich muss die Frauenkirche doch noch von innen sehen und wenn ich schon dabei, mache ich auch den Kölner Dom. Den habe ich zwar mal von innen gesehen, aber das war exakt vor 23 Jahren im Grundkurs Kunstgeschichte und ich erinnere mich an einen vermutlich hochkompetenten Vortrag meines KG-Lehrers Rudi B. Wirklich im Kopf habe ich aber nur das Foto, als einer aus unserer Klasse auf der Empore hinter ihm stehend einen Kuss auf die pralle Glatze des Herrn Lehrers andeutet.

Wird Zeit, dass ich zum Kölner Dom mal andere Assoziationen bekomme.

14
Mai
2006

Zwei Welten

Gestern abend nach etlichen Jahren wieder mal ein Zusammentreffen mit Leuten, mit denen ich vor ungefähr zehn Jahren mal gearbeitet hatte. Anlass: 50. Geburtstag eines Ex-Lehrlings von mir. Kommt nebenbei bemerkt ziemlich gut, wenn man erzählt, man müsse zum 50. seine Ex-Azubis, vor allem dann, wenn man selber erheblich jünger ist.

Der Abend selber: gespenstisch. Leere Gesichter, leere Gestalten, leere Geschichten. Man merkt plötzlich sehr schnell, wenn man in zwei völlig unterschiedlichen Welten lebt, wenn man nicht mehr dazugehört und auch nicht mehr dazugehören will. Vor allem dann, wenn man in einer Runde Trostloser sitzt und plötzlich das eigene Handy bimmelt und der Chef ist dran und beordert einen mal eben zur Dienstreise nach Wien, während die anderen vor Langeweile fast umkommen. Klare wie eigentlich ungewollte Ansage dadurch: Wir haben nichts mehr gemeinsam. Gar nichts mehr.

Man kann zehn Jahre nichts mehr voneinander hören und findet trotzdem nach langer Funkstille sofort wieder einen Draht zueinander. Ich weiß das. Und mein Ex-Azubi hat immer noch Feuer unter Hintern und andauernd 25-Jährige Models im Arm.

Aber die anderen?

Surreal.

WDR 2

Immer, wenn ich in Köln bin, hörfe ich WDR 2. Nicht, weil ich den Sender so toll fände, er ist nur eine gesendete Zeitreise. Sehen wir mal von der Musik ab, die irgendwie klingt, als hätte jemand die Playlists aus dem Frühling 1983 mit ein bisschen modernerm Chartskram angereichert, ist das auch der einzige Sender der Welt, bei dem Manni Breuckmann ganze Sendungen moderiert.

Und wer Manni Breuckmann nicht kennt, sollte auf keinen Fall WDR 2 hören.

13
Mai
2006

Overkill, digital

.itunes

Letztes Jahr begann mein persönlicher Wahn. Musik, digital, immer und überall, kompromiert, in ungeahnten Mengen. Jetzt ist der Overkill da. 150 GB auf drei Platten, Überblick verloren. Vieles ist gut, vieles ist Schrott. Erkenntnis: Gute Musik gibt´s nur sehr eingeschränkt.

Jetzt neuen Rechner aufgesetzt. Immer ein guter Anlass für große Aufräumaktionen. iTunes neu instaliert. Jetzt ist genau eine Datei drauf. Wunderbar übersichtlich, sollte man ganz einfach so lassen.

Und jetzt geh ich an den Schrank, krame ne CD raus und bin nicht mehr zu sprechen. Brauche ne Digital-Pause.

12
Mai
2006

Schreibtisch

schreibtisch

Das Elend des modernen Berufsnomaden. Nix ist fix. In zehn Minuten bist du aufgebaut, nach zehn Minuten hinterlässt du keine Spuren mehr, wenn du nicht willst. Alles mobil, alles klein. Sogar der Laptop hätte aufs Bild gepasst.

10
Mai
2006

Laptops

Vielleicht sind das ja alles Attrappen, die die Leute mit sich rumschleppen. Aber inzwischen gehört das fest zum Repertoire derjenigen, die sich am Flughafen rumtreiben. Laptop auf, wichtig schauen, Excel-Sheets bearbeiten. Muss wohl so sein, wenn man im mittleren Management bei OBI arbeitet und Rankerüste und Gießkannen disponieren muss.

Man erntet jedenfalls komische Blicke, wenn man statt seines Laptops seine Zeitungen ausbreitet. Vor allem,wenn man auch noch ne Bild im Gepäck hat und die Schlagzeilen auf der Titelseite irgendwas von Foffi-TV stammeln und eine halbnackte Gsell auf der Seite prangt. Hey Leute, ich bin nicht bei OBI - ich MUSS das quasi lesen. Und Excel-Sheets am frühen Morgen vertrage ich wirklich noch nicht sehr gut.

8
Mai
2006

No comment

Vorhin festgestellt (was, jetzt erst?): oben rechts gibts bei diesem Blog-Hoster eine Funktion "nächstes Blog lesen". Hab ich heute mal gemacht. Seitdem hat sich die Relevanz des Themas "Blogs" für mich entschieden verringert, die Relevanz dieses Blogs hier nicht ausgenommen. Mikropublizistik. Nett. Braucht aber kein Mensch.

6
Mai
2006

Oben

Es sind ja manchmal merkwürdige Kleinigkeiten, wegen derer man sich bestimmten Stimmungen und Launen ausgesetzt fühlt. Was mich in den vergangenen Jahren bei meinem Job maßlos gestört hat, war – das Zugfahren.

bahn1

Halt, nein. Grundsätzlich sitze ich inzwischen gerne im Zug. Der alltägliche Gemütsterror auf den Autobahnen und im Münchner Stadtverkehr hatte mich zermürbt, irgendwann konnte ich kleine Physiognomien anhand von Autotypen, Kennzeichen und Gesichtern der Menschen hinter dem Steuer erstellen. Ich konnte die latent vorhandenen Aggressionen nicht mehr ertragen. Ich konnte sie nicht mehr sehen, die Typen, die sich insbesondere im Lenbachviertel über ihren Porsche definierten; mit schlecht blondierten Dummschnurrerinnen um sich rum.

bahn2

Ich konnte auch nicht mehr drüber schmunzeln, wenn irgendwelche halbausgewachsenen Jungs oder frustrierte Familienvatis in der Rennsemmel oder im Kombi versuchten, halbsexuelle Befriedigung daraus zu ziehen, dass sie den BMW vor sich überholten oder zumindest in arge Bedrängnis bringen.

Also, weg mit der Karre. Rein in den Zug und nie wieder das Gefühl haben, Zeit auf vollen Strassen und an den Baustellen am neuen Stadion in Fröttmaning buchstäblich zu verplempern. Stattdessen: Laptop an, iPod aufsetzen, Gadgets anwerfen, Zeit sinnvoll nutzen. Dachte ich.

Die Realität sah bitter anders aus. Überfüllte, verdreckte Waggons, abgestumpfte Leute, verspätete Züge – und jeden dritten Tag irgendeine andere obskure Panne. Irgendwann verbindest du dann dein ganzes Leben mit diesen Zügen. Ich meine, mir war ja klar, dass die Jahre zwischen 99 und 01 ein böser Irrtum, angereichert von fantastischer Blenderei und einer Horde Dummschwätzer, irgendwie nicht das wirkliche Leben waren. Aber so…so musste es ja auch nicht sein.

Soll man der Bahn mal schreiben? Phhh, das landet ganz nach alter Beamtenmentalität in der Rubrik gelesen, gelacht, gelocht. Immerhin wollten die ja mal in Konkurrenz zum Flugzeug treten. Lustiger Gedanke.

flug1

Die Welt jedenfalls sieht von oben anders aus. Man gewinnt eine neue Perspektive, man setzt andere Prioritäten und manche Dinge gewichten sich auf einmal ganz anders. Was unten noch groß ist, wirkt von oben winzig. Alles eine Frage der Perspektive.

Von oben ist sie jedenfalls eine ganz andere.
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