Irgendwann heute mittag habe ich meinen Frieden mit der bayerischen Provinz geschlossen. Nicht, dass ich nicht schon vorher hier gerne gelebt hätte, aber mein Verhältnis zu ihr war immer - nunja, nennen wir es ambivalent. Es gab Tage, an denen ich mit offenen Mund vor diesem kleinen Wunder hier stand; vor seinen Bergen, seinen Seen, dem hier oft genug geschilderten und gezeigten mehr blauen als weißen Himmel. Es gab Tage, an denen ich kotzen hätte können, wenn wieder irgendwelche Jungs in Feuerwehruniformen über die Straße in Richtung sonntäglicher Schweinsbraten schlenderten.
Hier ist die Welt noch in Ordnung.
Der Satz reißt mich mitten aus meinen Gedanken und über die bayerische Provinz. Hätte ihn ein CSU-Kommunalpolitiker gesagt, hätte ich ihn vor 15 Jahren mittels eines kleinen, giftigen Kommentars so zerlegt, dass er die nächsten drei Tage nicht mehr auf die Straße hätte gehen können. Ich hätte ihn als lebendes Phrasenschweinderl, als bayerische Ausgabe einer SED-Blockflöte, Schönredner bezeichnet. Oder auch einfach als Dummkopf.
Stimmt, denke ich mir,
hier ist die Welt wirklich noch in Ordnung.
Meine Güte. Habe ich das wirklich gerade gedacht?
Ja. Habe ich. Und es ist mir mit einem Schlag auch nicht mehr im Geringsten unangenehm. Im Gegenteil, urplötzlich bin ich seltsam stolz auf die akkuraten Feuerwehrgerätehäuser, die am Wegerand stehen. Urplötzlich fange ich an zu erzählen von Kirchengeschichte, von Päpsten und dem altbayerischen Katholizismus. Und auf einen Schlag wird mir auch klar, warum die Menschen hier immer und grundsätzlich und unter allen Umständen CSU wählen. Warum sollte sich auch was ändern hier?
Ziemlich schnell verstehe ich inzwischen auch, warum es mir immer vorkommt wie Geschichten aus einer anderen Welt, wenn ich was höre von sozialem Sprengstoff, von erodierenden Rändern an der Gesellschaft, von Hartz IV und diesem ganzen Zeug.
Schließlich ist die Welt
hier noch in Ordnung.
Herzogspitalstr. 14 - 8. Okt, 17:35