16
Okt
2006

Und für die...

...die es immer noch nicht überrissen haben: "Gebrauchsanleitung für Niederbayern" heißt ein wunderbares Buch des langjährigen Stern-Korrespondenten Teja Fiedler, der natürlich ein Niederbayer ist. Lesen - der kann das Phänomen besser beschreiben als ich.

15
Okt
2006

Saudeppen, dreckerte

Bei uns wird auf dem Tisch gegessen. Nicht getanzt.

Dass ich dieses Zitat zu meinem Lieblings-Volksfest so schön fand, hat nichts damit zu tun, dass es zufälligerweise in das Radio-Mikrofon meines Uralt-Spezls gesprochen wurde, sondern weil es die Sache so schön trifft. Natürlich spielt hier eine Blaskapelle, gibt´s Bier in Maßkrügen und natürlich ist das alles lustig. Aber es hat nichts von diesem völlig unbayerischen Kram, der den Wiesnbesuchern als Bayern verkauft wird. Kein "Viva Colonia" (warum auch?), kein penetrantes "Die Krüge hoch". Man sitzt, plaudert und erzählt, trinkt seine Maß. Manchmal plaudert der Niederbayer auch nicht, aber das ist keine Unfreundlichkeit, das ist einfach so.

Es Saudeppn, es dreckerten, sitzts eich her.

Diese wunderbare Begrüßung hörte ich vor vielen Jahren mal in einer niederbayerischen Pizzeria, und der Nicht-Niederbayer erschrickt erst mal. Wörtlich übersetzt heißt das:

"Ihr unsauberen Vollidioten, setzt euch her."

Was der Niederbayer mit einem solchen Satz wirklich meint ist: "Was freue ich mich, euch zu sehen!"

Und so war das auch gestern: keine Bussis und Umarmungen und den ganzen Schmu, kein Prosit der Gemütlichkeit, stattdessen alte Freunde und Kollegen, deren Geschichten man auch deswegen gerne zuhörte, weil man zuhören konnte. Es war schön mit den Saudeppen, den dreckerten.

14
Okt
2006

Veteranentreffen...

...und die Sonne strahlt dazu, wie immer, wenn dieses Fest steigt. Bequeme 20 Grad draußen, goldenes Laub, klare Luft. Gut, dass mit der klaren Luft wird sich dann im Bierzelt ändern und morgen wird mir der Schädel weh tun und eigentlich sollten wir ja schön langsam alle mal erwachsen werden und...

...ach, hol´s der Teufel.

13
Okt
2006

Ankomme Freitag, den 13...

...und den dazugehörigen Reinhard Mey hat die SZ heute wunderbar treffend den Klassiker des Grauens genannt.

Wenn mich irgendwann jemand nochmal fragt, warum ich SZ statt FAZ lese - bitteschön, siehe oben.

12
Okt
2006

Bring the boys back home

Vor rund 20 Jahren haben wir alle mal in einem Büro gesessen; die ersten Schritte auf dem Weg in die berufliche Zukunft. Danach haben wir uns in alle Winde zerstreut, die meisten wenigstens, manche blieben auch da. Unterschiedliche Lebensentwürfe, unterschiedliche Laufbahnen, aber eines eint uns: Wenn das letzte Volksfest in Bayern beginnt, wenn zu einer Jahreszeit, zu der es manchmal schon schneit, nochmal Biertische und Zelte aufgestellt werden, dann zieht´s uns heim. Und es wird wieder viel zu erzählen und zu lachen geben und ich habe irgendwie für mich und auch die anderen im Gefühl, als seien wir gerade dabei, uns mit unserer Provinz zu versöhnen und allmählich auch ihre schönen Seiten zu entdecken. Morgen geht´s los. Samstag sitze ich im Bierzelt. Und wenn his dahin die nächste Eiszeit ausbricht, egal.

Schwoam mas oba.

10
Okt
2006

Im Osten (II)

Der zweite Blick. Ein wenig hinter die gelegentlich bröckelnden Fassaden und auch die manchmal durchaus wohlfeilen Vorurteile. Man sieht hier manchmal rausgeputzte Städte und Marktplätze, die dem durchschnittlichen westdeutschen Bürgermeister die Tränen in dieAugen treiben würden. Man sieht, wenn man genau hinschaut, jede Menge an Dingen, denen anzusehen ist, dass irgendwo die unzähligen Transfer-Leistungen geblieben sein müssen. Trotdzem begegnen die Menschen hier dir immer noch komisch. Sie fragen nicht mal, sie wissen, dass du von der anderen Seite des verblichenen Eisernen Vorhangs kommst. Sie sind dann eigenartig devot und tun so, als müssten sie sich für irgendwas entschuldigen.So wieder der Taxifahrer heute morgen, der an einer etwas unsauberen Hausfassade vorbeikommt und peinlich berührt erzählt, warum das so sei.

Es gibt natürlich auch die wirklichen Schattenseiten. Du gehst am hellichten Tag durch die Stadt und triffst regelmäßig auf die Jungs mit den Glatzen und den Bomberjacken. Niemand regt sich auf. Ich werde den Eindruck nicht los, dass sie auch deswegen so ungeniert auftreten können, weil es einiges an unterschwelliger Sympathie und zumindest ein latentes Verständnis für sie gibt. Man müsse schon aufpassen, gibt man mir auf den Weg, wenn man abends/nachts alleine durch die Straßen laufe. Manchmal seien sie nämlich einfach nur auf Provokation und Konfrontation aus, selbst wenn man ihrem Feindbild gar nicht entspricht.

Keine Ahnung warum, aber während ich hier gerade entspannt im Zug vor mich hintippe, die Sonne scheint, ich einen Kaffee vor mich hinschlabbere, wirkt die ganze Ost-Geschichte auf mich diesmal deutlich entspannter als beim letzten Mal. Klar, dieses Sachsen hier ist einer dieser "Leuchttürme", von denen man neuerdings so gerne spricht. Kein MV, keine 30-Prozent-Arbeitslosenquoten. Zumindest hier, an der unmittelbaren Grenze zum selbstredend immer noch unschlagbaren Freistaat B., zumindest hier könnten sie das larmoryante Jammern allmählich mal einstellen.

8
Okt
2006

Oktober (IV)

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Aber nicht, dass wir uns falsch verstehen. Bei allem, was ich heute mal wieder über Bayern gelernt, gelesen, gestaunt, gelacht habe - eines bleibt immer gleich: Es leuchtet. Es strahlt. Es blüht. Es lebt.

Sogar mitten im Oktober.

Bayerischer Katholizismus

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Mitten im Wald. Einfach so.

Prosperierend, aber keineswegs liberal.

Mir gefällt dieser Satz, den ich heute über diesen Flecken Land gehört habe.

Bodenhaftung

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Niederbayerns Böden und Wege. Irgendwo zwischen den vielen grauen, harten Steinen finden sich auch andere Dinge.

Man muss nur genau hinschauen, wenn´s um Niederbayern geht.

Frieden mit der Provinz

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Irgendwann heute mittag habe ich meinen Frieden mit der bayerischen Provinz geschlossen. Nicht, dass ich nicht schon vorher hier gerne gelebt hätte, aber mein Verhältnis zu ihr war immer - nunja, nennen wir es ambivalent. Es gab Tage, an denen ich mit offenen Mund vor diesem kleinen Wunder hier stand; vor seinen Bergen, seinen Seen, dem hier oft genug geschilderten und gezeigten mehr blauen als weißen Himmel. Es gab Tage, an denen ich kotzen hätte können, wenn wieder irgendwelche Jungs in Feuerwehruniformen über die Straße in Richtung sonntäglicher Schweinsbraten schlenderten.

Hier ist die Welt noch in Ordnung.

Der Satz reißt mich mitten aus meinen Gedanken und über die bayerische Provinz. Hätte ihn ein CSU-Kommunalpolitiker gesagt, hätte ich ihn vor 15 Jahren mittels eines kleinen, giftigen Kommentars so zerlegt, dass er die nächsten drei Tage nicht mehr auf die Straße hätte gehen können. Ich hätte ihn als lebendes Phrasenschweinderl, als bayerische Ausgabe einer SED-Blockflöte, Schönredner bezeichnet. Oder auch einfach als Dummkopf.

Stimmt, denke ich mir,hier ist die Welt wirklich noch in Ordnung.

Meine Güte. Habe ich das wirklich gerade gedacht?

Ja. Habe ich. Und es ist mir mit einem Schlag auch nicht mehr im Geringsten unangenehm. Im Gegenteil, urplötzlich bin ich seltsam stolz auf die akkuraten Feuerwehrgerätehäuser, die am Wegerand stehen. Urplötzlich fange ich an zu erzählen von Kirchengeschichte, von Päpsten und dem altbayerischen Katholizismus. Und auf einen Schlag wird mir auch klar, warum die Menschen hier immer und grundsätzlich und unter allen Umständen CSU wählen. Warum sollte sich auch was ändern hier?

Ziemlich schnell verstehe ich inzwischen auch, warum es mir immer vorkommt wie Geschichten aus einer anderen Welt, wenn ich was höre von sozialem Sprengstoff, von erodierenden Rändern an der Gesellschaft, von Hartz IV und diesem ganzen Zeug.

Schließlich ist die Welt hier noch in Ordnung.

5
Okt
2006

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Zuletzt aktualisiert: 14. Apr, 00:10

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