12
Feb
2007

Das System (11)

Lustige Geschichten heute gehört aus Amtsgerichten. Von Staatsanwälten, die noch etwas grün hinter den Ohren sind und in der Aufregung beim Verlesen der Anklageschrift schon mal Daten verwechseln. Und von Mittfünfziger-Richtern, die den Frust darüber, dass sie die unterste Stufe der Juristerei nie verlassen haben und sich lebenslänglich mit Hühnerdieben abmühen müssen, in abenteuerliche Urteile münden lassen, die dann die nächste Instanz gleich wieder kassiert. Interessiert aber keinen, weil Richter machen können, was sie wollen, mehr oder minder. Und Staatsanwälte üben dort halt ein bisschen auf Justizias Spielwiese.

Bin kein Kenner der Szene, vermute aber, dass Amtsgerichte in ihrer Bedeutung in etwa gleichzusetzen sind mit dem Level der Lokalredaktion der örtlichen Zeitung von Dagebüll. Und damit will ich mal nix gegen Dagebüll gesagt haben.

11
Feb
2007

Du bist dumm, aber lieb.

Seit ein paar Jahren versuche ich mich verzweifelt zu erinnern an die Zeit, als das Leben noch schwarzweiß war. Als Frauen merkwürdig hochgesteckte Frisuren trugen, bei den Autos noch wichtig war, wie viel km/h auf dem Tacho standen und als es neben dem Ersten und dem Zweiten auch noch ein Drittes gab. Mit Telekolleg. Und Sendeschluss gegen 21.30 Uhr. Ich kann mich nur noch in Fetzen entsinnen, wie das damals war, es ist mehr ein Gefühl als ein Bild, mehr ein Geschmack als ein Wissen. Natürlich könnte man sich schlaumachen mit irgendwelchen zeitgeschichtlichen Dokumentationen, aber das wär nicht das selbe, irgendwie. Deswegen freue ich mich wie ein kleines Kind, wenn ich irgendwelche Sachen von damals in die Finger bekomme, ob das ein Foto, eine Platte oder sonstwas ist.

Besonders gut kann ich mich allerdings noch an den Kommissar erinnern. An die Jüngeren unter euch: Das ist quasi der Ur-Derrick, stammt vom selben Autoren (Reinecker), kam alle vier Wochen freitags um 20.15 Uhr im ZDF, zu dem damals jeder nur "Das Zweite" sagte (wenn ich geahnt hätte, dass ich 20 Jahre später selber mal beim Zweiten...). Der Kommissar war so spannend, dass ich mir als kleiner Junge immer fast in die Hose gemacht habe. Ein Krimi, ein Straßenfeger. Und ein Sittenbild der damaligen Zeit. Dialoge, die nur damals möglich waren. Er duzt seine Mitarbeiter, sie müssen ihn siezen.

Kommissar (betritt ein Mietshaus mit ca. 30 Personen): "Hat hier jemand Telefon im Haus?"

Kommisssar, sitzt im Lehnsessel, telefoniert. Vor ihm kniet (kein Witz) seine Frau, macht aber nicht das, was man heute von einer solchen Szene erwarten würde, wenn eine Frau vor einem Mann kniet, sondern versucht, ihm Galoschen über die Straßenschuhe zu ziehen: "Ach Mensch, ich will diese Dinger nicht anziehen." Sie: Schau doch mal nach draußen. Es regnet. Er: Du bist dumm, aber lieb".

Heute nacht war es wieder soweit, im Zweiten kam die soundsovielte Wiederholung (Reinecker starb nämlich jetzt mit 93 Jahren). Vorhin das Video angesehen...es funktioniert immer noch...dadadada....die Musik, die Bilder in schwarzweiß, Harry Klein schon damals als Harry Klein, Zeitreise, großartig, die Welt ist plötzlich wieder schwarzweiß. Besser als jede Dokumentation.

8
Feb
2007

Lichtblick...





...in diesen ziemlich trüben Februar-Tagen: Er kommt zurück. Dritte Staffel, ab 5.3., montags, bei meinen lieben alten Freunden.

3
Feb
2007

Blogger-Ego

Ich habe in den vergangenen Tagen massive Schreibhemmung gehabt, zumindest auf diesem Blog. Immer wenn ich anfangen wollte, hat sich alles dagegen gesträubt, überhaupt noch irgendeine Zeile zu bloggen. Ich habe in den vergangenen Tagen ziemlich viel innerhalb eines vermeintlichen Elite-Bloggerzirkels gelesen, bei Leuten, die sich gegenseitig dauernd auf die Schulter klopften und eine derart ausgeprägte intelektuelle Arroganz zeigen, dass dir übel wird. Salonlinkes Geplapper im Sinne von: Ich darf das, ich finde für alles eine Begründung. Und eine Geisteshaltung, die in erster Linie davon geprägt ist, dass man die meisten anderen erst einmal für ziemlich bescheuert hält und somit jedes noch so abstruse Meinung damit begründet, dass eben die anderen doof und man selber eben nicht doof...ganz so, als würde das schon reichen, dass die anderen noch dümmer sind als man selbst. Wir sind der salonlinke Zirkel der bloggenden Edelfedern. Digitale Bo-hääme.

Ich habe sie in der Schule schon gehasst, die Schlaumeier mit dem gefestigten Weltbild, in dem Zweifel nicht erlaubt sind. Ich dachte früher ja immer, dass wäre ein typisches Phänomen derer, die ein stramm konserrvatives Weltbild haben; musste aber dann schnell feststellen, dass die Gutmenschen auf der anderen Seite mindestens ebenso betoniert in ihren Ansichten sind, in die nichts Störendes rein darf (Empfehlung dazu: Neue Vahr Süd). Ihr Gemütsterrorismus ist auf seine Art genauso quälend wie die Ignoranz und die Verbohrtheit alter konservativer Säcke und manchmal denke ich, dass diejenigen, die immer von sich behaupten, der jeweils andere wäre der Untergang des Abendlandes, sich viel näher sind, als sie sich jemals zugestehen würden. Zumindest ist das Brett vor dem Kopf aus dem gleichen Holz.

Natürlich sind Blogger eine ganz besondere Spezies. Man muss ein ausgeprägtes Ego haben, und eine leichte Neigung zu Exhibitionismus und Eitelkeit, wenn man das tut, was Blogger eben so tun (ich nehme mich da nicht aus). Und man muss natürlich eine leicht verrückte Sicht der Dinge haben, glaubt man wirklich, die Bloggosphäre könne die Welt verändern. Was ich in den letzten Wochen gelesen habe, ließ aber exakt diesen Rückschluss zu. Es gibt da einen ganz besonders krassen Fall (no names, please), wo eine weibliche Bloggerin plötzlich in die Situation gebracht wurde, ihr behauptetes Können auch in der realen Welt unter Beweis stellen zu müssen. Von dort kam bisher - rien, nichts, nada. Kläglich, mon amour. Nur im Blog hat Cherie die Klappe immer noch verdammt weit offen, reagiert aber auf jeden Anflug von Kritik inzwischen so dünnhäutig, dass man sich fast schon wieder Sorgen machen muss.

Wenn ich auch so werden sollte wie viele derer, die sich mit ihren Blogs öffentlich produzieren, wenn ich eine ähnliche Attitüde entwickeln sollte - sagt mir Bescheid. Dann wird dieses Blog am Tag darauf geschlossen. In den letzten Tagen hätte ich das gerne gemacht, Blogs kamen mir zwischenzeitlich mal wie die abstruseste Erfindung der letzten zehn Jahre vor.

31
Jan
2007

Firth of Fifth

Eigentlich hatte ich ein anderes Stück gesucht - dann stellte ich fest, dass hier noch einiges an CD´s rumliegt, was nicht konvertiert ist. U.a. jene Platte, die mich damals, 1980, auf der Klassenfahrt nach Frankfurt elektrisierte. Ich habe die ersten Takte noch im Ohr - can you tell me where my country lies...

Jetzt läuft Selling England by the pound gerade wieder rauf und runter, vor allem Firth of Fifth und ich weiß wieder, warum die alten Genesis, die Gabriel-Genesis, mal zu meinen richtig großen Helden gehörten...

PS: Das Stück, das ich eigentlich suchte, habe ich immer noch nicht gefunden, sorry.

29
Jan
2007

Der übelste aller Monate im Jahr

Februar.

28
Jan
2007

Ein knapper Meter

Pah, jetzt hätten wir hier auf den Schnee auch gut verzichten können. Stattdessen liegt hier ein gefühlter Meter samt Verwehungen rum und macht den Alltag schwer. Und dass, wo ich mich aus mehreren Gründen auf meinen Frühjahrsmodus einstellen wollte und irgendwie ein wenig Sonne und Plusgrade dringend nötig hätte.

26
Jan
2007

Das System (10)

Ich enthalte mich beim Thema Hartz-Urteil jeglicher eigener Kommentare und verweise stattdessen auf Heribert Prantl in der SZ. Besonders treffend:

Ein gedealtes Verfahren produziert keine Ergebnisse mehr, die es ermöglichen, das Urteil für gerecht zu halten: Dieses wurde im Landgericht Braunschweig zusammengeschraubt wie der Phaeton in der gläsernen Fabrik von Dresden.

Es bleibt ein schaler Nachgeschmack - wie bei allen sogenannten Deals, die in letzter Zeit gerade das Tun von Managern oft mit strafrechtlichen Samthandschuhen angefasst haben; eine ordentliche Beweisaufnahme in einer ordentlichen Hauptverhandlung, wie sie der Öffentlichkeit geschuldet ist, gibt es immer weniger. Strafrechtliche Probleme bleiben ungeklärt.

Genaugenommen hätten Angeklagter, Verteidiger und Staatsanwältin das Urteil zusammen mit den Richtern unterschreiben müssen - es handelt sich nicht mehr um ein Urteil im eigentlichen Sinn, sondern um einen Vergleich: Geständnis gegen ausgehandelte Strafe.

Es sei dies, so heißt es, die Zukunft des Strafprozesses - schnell, sauber, komplikationsfrei. Und wie um dies zu bestätigen, hat die Bundesjustizministerin am Tag des Hartz-Urteils ein Deal-Gesetz vorgestellt. Es beschleunigt die Verwandlung des Strafgesetzbuchs in ein Handelsgesetzbuch. Das mag die Gerichte entlasten. Das belastet aber das Recht.
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