8
Mrz
2007

Warum ich mich auf den Norden freue

Nein, nicht weil es dort mehr regnet oder gar, weil es schöner ist als im zauberhaften Süden. Sondern deswegen, weil ich endlich mal wieder neue Fotomotive vor die Linse bekomme. Feldwege und Münchner Stadtimpressionen habe ich jetzt genügend gesammelt. Und vielleicht laufe ich mal wieder ein paar Meter an der Alster, das hat was.

Trotzdem weiß ich jetzt schon, dass einer der besten Momente der kommende Woche der sein wird, wenn ich aus dem Fenster meines Fliegers auf der einen Seite die Münchner Stadtsilhoutte und auf der anderen Seite das Stadion zu sehen ist. Kann dann meinetwegen sogar rot leuchten, das Stadion.

6
Mrz
2007

September, Stadion

Die Jungs waren mein erstes richtiges, großes Konzert und ich kann mich sogar noch an das Datum erinnern. 13.Oktober 1981. Für mich kleines Landei war es ein unglaubliches Gefühl, auf einmal, nur einen winzigen Moment weg von mir, drei Helden zu sehen, einen 2 Meter langen Derwisch am Schlagzeug, einen zwergenhaften, stoischen und unglaublich guten Gitarristen, und natürlich ihn, Sting, damals noch ein dauerhaft wütender Epigone der New Wave. In die Halle passten ein paar tausend Leute, die auch da waren und was viel war gemessen an der Tatsache, dass die Jungs zwei Jahre zuvor noch in kleinen Clubs spielten.

Roaaaxanneeee...

Seitdem sind ein paar Sachen für mich untrennbar verbunden. Ich will Sting immer noch am Bass sehen und nicht an der Laute. Ich will ihn von irgendwelchen Mädels aus Rotlichtvierteln singen hören und über einsame Flaschenpost und darüber, es einfach nicht etragen zu können, einen Menschen zu verlieren. Ich mag es, wenn die Halle klein und rauchig ist, und ich finde, irgendwie in diesem verrauchten Etwas mit den drei ebenso wütenden wie intelligenten und filigranen Jungs muss man ne Jeans, ein weißes T-Shirt und ne schwarze Lederjacke tragen. Ich mochte immer diese scheinbaren Widersprüche. Der Kunststudent, der seine Giutarre plötzlich auf ein paar Akkorde reduziert (die aber dafür umso facettenreicher spielt). Den Zweimeter-Mann, der den Zwischenschlag an den Drums quasi zum perfektionierten Programm erhoben hat. Die drei klugen Köpfe, die sich in blöden Momenten auch mal gegenseitig ganz primitiv auf die Murmel hauen. Punktum.

Demnach hatte ich mich also so richtig gefreut auf das große Comeback - bis heute nachmittag die Mail von Freund K. mit dem Betreff kam: Bist du dabei?

Nein, denke ich, nein, ich werde nicht dabei sein. Nicht, wenn meine alten Helden aus der verräucherten Halle im Olympiastadion spielen, wo der Stehplatz 115 Euro kostet und wo wieder diese gottverfluchten Eventsammler auf den VIP-Tribünen stehen und ahnungslosrumschwadronieren und anschließend auf Aftershow-Partys gehen. Das ist nicht meine Welt und das ist auch nicht The Police, wie ich sie liebe. Ich will, verdammt noch mal, bei The Police Bier aus der Flasche trinken und anner Zigarette ziehen. Und nicht Prosecco nippeln und die diplomierten Idioten dabei haben. Schade drum. Aber nicht zu ändern.

5
Mrz
2007

Ja....



....so bin ich. Ne Mischung aus Brad Pitt und St. Martin. Immer da, wenn Not am Mann ist. Oder an der Frau.

Heute abend, Pro 7. 3. Staffel vom Besten, was es im deutschen Fernsehen gibt. Einschalten, ab morgen frage ich ab.

4
Mrz
2007

Zwei Akkus

Exakt zwei iPod-Akkuladungen gearbeitet am WE. Trotzdem nicht fertig geworden. Darüber kann ich mich auf der einen Seite natürlich beklagen, möglicherweise aber kann ich es auch als Indiz dafür sehen, ausreichend zu tun zu haben. Dass ich an einer Klausur gearbeitet habe, liebe Studenten, die ihr mich noch nicht kennt, demnächst aber kennenlernen werdet, an einer Klausur also, die unter massivem Einfluss von Musik aus der Schatulle von jemandem stammt, der Klausuren früher immer eher als...und dass ich Klausuren früher regelmäßig aus purer Ignoranz versemmelt habe, ach Kinder, lassen wir das, die Klausur ist jedenfalls höflich fomuliert mit einem "bitte" in jeder Frage und einen Notenschlüssel gibts auch und ich werde streng, sehr streng sein, wenn ihr meinen Gedanken und meiner Lehre nicht folgt und ach...

...absurd, aber gut.

3
Mrz
2007

Von März zu März

Vor ziemlich genau einem Jahr habe ich dieses Blog angelegt (nein, ihr freut euch zu früh, wenn ihr denkt, jetzt käme die Abgesangsrede auf münchenmitte). Ich habe das damals gemacht, weil ich Bloggen interessant fand und weil ich mich bei meinen anderen Blog-Aktivitäten thematisch so stark eingeengt hatte, dass ich irgendwo noch ein Ventil haben wollte, auch noch über andere Dinge als - sagen wir - Fußball zu schreiben. Das Schöne am Bloggen ist nach wie vor (den Satz habe ich unlängst mal irgendwo gelesen, keine Ahnung wo), dass man Sätze schreiben kann, die man jedem Volontär oder Praktikanten in einem echten, klassischen Medium sofort rausstreichen würde. (Apropos rausstreichen, mir fällt gerade ein, offtopic, wie ich mal vor etlichen Jahren bei einem großen deutschen TV-Sender einer neuen Kollegin ein Skript in ziemlich großmäuliger Pose zusammengefaltet habe und kurz darauf erfahren habe, was die Frau so alles in ihrer intellektuellen Titelsmammlung hatte; ich wurde dann ziemlich klein, aber letztendlich entwickelte sich aus diesem Zusammenstoß eine ziemlich wunderbare Freundschaft).

Wenn man große Teile seines Lebens publiziert hat im Hinblick darauf, dass möglichst viele Leute sich das Ganze dann auch anschauen oder hören oder lesen, dann ist man ziemlich froh drum, wenn das auf einmal restlos egal ist. Ich finde es überaus angenehm, mir den Luxus zu leisten zu schreiben, ohne dass mich so etwas wie Quote auch nur im Ansatz interessiert. Erstaunlicherweise (spannende Lektion für mich selbst) sind das dann anscheinend die besten Sachen, die man macht. Rein zahlenmäßig jedenfalls ist dieses Blog hier in einer orginellen Größenordnung, woraus man wiederum mitnehmen kann, dass man sich offensichtlich etwas zu stark zurücknimmt, wenns ans richtige, zielgruppengerichtete Publizieren geht.

Als ich dieses Blog gründete, wusste ich, dass ich zumindest einen Teil meiner Zeit außerhalb Münchens verbringen würde. Was ich nicht wusste: Es sollten meine letzten richtigen Wochen in München sein. Wenn ich geahnt hätte, was in den kommenden Monaten so alles auf mich zukommt, hätte ich München noch ein wenig intensiver genossen. Zumindest aber weiß ich jetzt, nach einem Kreislauf von 12 Monaten, erstens schon mal, welche Städte und Regionen ich definitiv in meinem Leben nicht mehr ertragen will und zweitens, dass es Menschen gibt, denen ich lieber nicht begegnet wäre. Sie haben über Monate weg an meinem Selbstbewustsein gezerrt und auf meinen Nerven böse rumgetrampelt. Heute kann ich den Unterschied zwischen echter Substanz und Blendwerk wenigstens einschätzen - auch was wert. Und immerhin hat mich das Blendwerk dazu gebracht, endlich das zu tun, was ich eigentlich immer wollte. Nicht mehr in den täglichen kleinen sturzbescheuerten Grabenkämpfen eines Büroalltags zu sitzen, keine - wie nannten wir es immer so schön? - "politischen" Entscheidungen zu treffen und Dinge zu tun, von denen unter dem Strich andere profitieren. Klar, es ist an manchen Tagen immer noch so, dass ich am liebsten was gegen die Wand schmeißen möchte, weil irgendwas nicht so funktioniert, wie ich es gerne hätte. Aber ich habe endlich meine Freiheit wieder, und die werde ich mir nicht mehr nehmen lassen, selbst an solchen Tagen nicht, an denen ich insgeheim den Vorzügen einer fürsorglichen Sekretärin ein wenig nachtrauere.

28
Feb
2007

Sie

Keine Ahnung, wer auf die Idee gekommen war, diese Veranstaltung in einen Tempel der Hochfinanz zu legen. Medienmenschen und Hochfinanz, das beißt sich eigentlich, wenn man nicht gerade als Journalist über das Thema berichten und sich bei PK´s unterwürfig den Heuschrecken zu Füßen legen muss. Jedenfalls, irgendwie schienen sie mir alle verkleidet, schließlich sind Dresscodes von Medienleuten und Bankern grundverschieden. Der Banker verlangt schließlich sogar von seinem pickeligen Lehrjungen am Schalter in der Landsparkasse im höchsten Hochsommer, dass er sich in ein Sakko und in eine Krawatte quälen muss, was ich im Zeitalter der Digitalisierung immer etwas ulkig finde, weil in der Landsparkasse nur noch das Mütterchen an den Schalter geht, das 100 Euro vom Konto abheben will, weil es weder online noch den GAA beherrscht. Dafür muss das Pickelchen bei 30 Grad Anzug tragen und tut mir dafür auch aufrichtig leid. Ich meine, was für ein Quatsch - Mütterchen sieht eh nix mehr.

Irgendwie amüsierte mich das gestern alles also. Die Gäste unterwarfen sich dem Dresscode des Gastgebers und spielten Hochfinanz. Was mir insofern egal war, weil ich mich nunmal in der Jeans und dem Sakko am wohlsten fühle und ohnehin mit dem weißen Hemd eine ziemliche Konzession gemacht hatte, bitteschön. Der Frau mit dem betonierten Stahlhelm auf dem Kopf, was wohl eine Frisur darstellen sollte, war das egal - anscheinend. Und so begannen wir unsere stumme Kommunikation.

Sie mustert mich von oben bis unten. Aus ihrem Blick spricht so etwas wie eine kleine Abscheu. Was macht dieser Typ mit der Jeans hier? Und was ist dieser kleine weiße Knopf am Sakko? Hört er über die Kopfhörer wenigstens Börsennachrichten?

"We are the angry mob, we read the papers every day ... we like who we like, we hate who we hate and we're also easily swayed!"

Ich muss mich zusammenreißen, um sie nicht breit angrinsen zu müssen. Die Kaiser Chiefs dröhnen lautstark in den Gehörgängen und ich kann mich des Eindrucks nicht erwehren, dass es keine Zufälle gibt. Warum begegne ich gerade jetzt in meiner latent aufsässigen Phase und mit diesem Song und just dieser Textzeile im Ohr gerade jetzt diesem betonierten, leblosen Monster, mit der Mappe und der Aufschrift "Vorlagen für Dr. Müller-Lüdenscheid" unter dem Arm? Ich spüre, wie meine alten Reflexe sich melden. Menschen wie du sind auch schuld am Klimawandel und an Kinderarbeit und allem anderen auch, denke ich mir, und es fällt mir immer schwerer, das Grinsen zu unterdrücken. Durch den Kopf gehen mir diese wunderbaren absurden Momente kurz vor dem Abi, als ich mit Herrn A. die Grundkenntnisse in der gediegenen Provokation des mittelmäßigen Establishments probte. Für einen kurzen Moment gehen mir die abstrusesten Ideen durch den Kopf und ich überlege mir schon, welchen kleinen Skandal man eigentlich jetzt provozieren könnte...

...da muss das Betonmonster abbiegen. Sie steht direkt neben mir, direkt vor der schweren Tür von Dr. Müller-Lüdenscheid, an dessen Tür sie auch als treugediente Sklavin anklopfen muss, ehe ein gnädig-bräsiges "Ja" ertönt. Monster wirft mir noch einmal einen entsetzten Blick zu und sagt mir damit, dass sie froh ist, in ihrer Welt der schweren Bürotüren und bräsiger Chefs gefangen zu sein und dass sie um Himmels Willen denkt, dass es verflucht blöder Zufall gewesen sein muss, ausgerechnet heute ausgerechnet mir über den Weg gelaufen zu sein.

Guten Morgen, würgt sie sich raus und meint damit mich und nicht Dr. Müller-Lüdenscheid. Klar, ich bin ja ihr Gast hier und Gäste begrüßt man halbwegs höflich. Und irgendwie muss ich ja in diesen Tempel hineingekommen sein, die Sicherheitsvorkehrungen jedenfalls sind dort so, dass ich schon eine Maschinenpistole in der Hand haben müsste, um an den kräftigen Jungs da unten einfach so vorbeizukommen.

Die Tür schließt sich, das Monster ist froh darum. Ich muss weiter, in einen anderen Raum, ich bin schließlich nicht zum Vergnügen hier, bin aber in dem Moment ziemlich froh darüber, immer noch die Freiheit zu haben, zu dem freundlich sein zu können, zu dem ich freundlich sein will. Ich drehe nochmal die Köpfhörer auf und gehe auf meinen Raum zu...

...... we like who we like, we hate who we hate and we're also easily swayed..."

Kopfhörer ab. Hinter mir fällt die schwere Tür zu.

26
Feb
2007

Yours truly, angry mob

Nachfolger von Employment, Kaiser Chiefs. Läuft seit heute abend auf diesem Rechner und in meinem Kopfhörer. Potenzial für einen Dauerbrenner. Vortrag wächst, bekommt aber eine gewisse der Platte geschuldete Färbung. Über die Passage, in der ich einen nicht ganz unbekannten Kollegen als ideologisch verbrämten (fieeeep) bezeichne, über die denke ich nochmal nach.

Yours truly...

Kannst du...

...nen Vortrag halten? Über Qualität und Ethik und das ganze Zeugs? Knappe Stunde?"

Logisch.

"Kleines, feines, ausgewähltes und anspruchsvolles Publikum."

Mmmh.

Wann?

Morgen vormittag".

Schluck.

Ich tauche ab in einen langen Abend.

Burn. Out.

Eigentlich war es Unfug, mir diese Zeitschrift zu kaufen. Ich wusste ja eh, was rauskommt bei diesem Test, ob ich burnoutgefährdet sei. Natürlich bin ich das, hochgradig. Wunderbar, jetzt weiß ich wenigstens warum und habe für manche körperliche Absonderlichkeit immerhin eine Erklärung.

Man solle das nicht einfach so als harmlos abtun und weitermachen wie bisher, steht da drin. Stattdessen entspannen und all das Zeug. Hamster im Laufrad würden selten gesund, steht da.

Für solche Aussagen könnte ich die Psychojungs immer an die Wand klatschen...geht klar, ich schmeiß den ganzen Laden in die Ecke, lass den Herrgott einen guten Mann sein und mache laut und vernehembar "ommmmmm".

Meine Güte, so what. Dann pfeifts halt in den Ohren noch weiter und der Rücken tut ein bisschen weh und den anderen Mist bekommen wir auch noch in den Griff irgendwie.

24
Feb
2007

Das System (13)

Man muss nicht schlau werden aus diesem Land und aus seiner staatstragenden Partei. Ich kann mich gut erinnern, als im Januar jeder parlamentarische Hinterbänkler seine Nase vor irgendeine Kamera gehalten und versichert hat, so gehe es jetzt einfach nicht mehr weiter mit dem Stoiber, und dass da jetzt mal was passieren müsse. Alle haben sich erst versteckt hnter einer gewissen Frau Pauli und als sie dann merkten, dass es noch nie so einfach war wie jetzt, auf Stoiber einzuschlagen, haben sie sich rausgetraut. Jetzt haben alle ihren Stoiber wieder lieb und Frau Pauli wird in Passau als (mindestens) Schlampe beschimpft und muss unter Personenschutz den Saal verlassen. Kein Söder, kein Stoiber, der dem ganzen Einhalt gebietet. Und auch kein Huber und kein Beckstein, die neuen Helden der Partei, die mit dem Sturz Stoibers natürlich rein gar nix zu tun hatten.

Ganz so, als wäre eine kleine Landrätin aus Fürth ganz alleine in der Lage, einen bayerischen Ministerpräsidenten aus dem Amt zu hebeln.

Und immerhin hat sie Courage und Mut, die Frau. Sie hätte sich nicht sehen lassen müssen in Passau, niemand hätte sich darüber gewundert, wenn eine Landrätin nicht dabei ist. Herr Seehofer jedenfalls hat sich nicht blicken lassen, und der will immerhin Parteichef werden.

Für die Nicht-Bayern unter euch: Nein, das alles heißt natürlich nicht, dass die absolute Mehrheit der CSU in irgendeiner Weise im kommenden Jahr gefährdet ist. Dafür, dass man die bayerische SPD wählt, muss noch einiges mehr passieren.
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